Neue Vorwürfe nach Rücktrittsankündigung

Sächsischer Landesbischof soll für rechte Zeitschrift gearbeitet haben

Veröffentlicht am 12.10.2019 um 16:17 Uhr – Lesedauer: 

Dresden/Hannover ‐ Am Freitag kündigte der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing seinen Rücktritt an. Zuvor hatte es Kritik an seiner Mitgliedschaft in einer schlagenden Burschenschaft gegeben. Nun gibt es weitere Vorwürfe gegen den Geistlichen.

  • Teilen:

Nach dem angekündigten Rücktritt des sächsischen evangelischen Landesbischofs Carsten Rentzing werden weitere Vorwürfe gegen den evangelischen Theologen öffentlich. Rentzing habe vor längerer Zeit mehrere Jahre in einer rechtsnationalistischen Redaktionsgruppe für die Zeitschrift "Fragmente" mitgearbeitet und Texte für das Magazin verfasst, sagte der Leipziger Pfarrer Frank Martin dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag. Die Zeitschrift habe von 1989 bis 1992 bestanden und sich an ein sogenanntes "rechtsintellektuelles Publikum" gerichtet.

Die sächsische Landeskirche bestätigte auf epd-Anfrage die Existenz der Texte. Der Bischof, der sich derzeit im Urlaub befindet, hat sich bisher dazu nicht offiziell erklärt.

Kritik an Mitgliedschaft in schlagender Studentenverbindung

Der 52-jährige Rentzing hatte am Freitagabend überraschend mitgeteilt, dass er nach vier Jahren sein Amt an der Spitze der sächsischen Landeskirche "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" niederlegen werde, "um Schaden von meiner Kirche abzuwenden". Der Rücktrittsankündigung war anhaltende Kritik an der Person Rentzings vorausgegangen. Zuletzt war bekannt geworden, dass er Mitglied der schlagenden Studentenverbindung "Alte Prager Landsmannschaft Hercynia" ist und dass er 2013 einen Vortrag in der Berliner "Bibliothek des Konservatismus" gehalten hatte. Diese wird dem Umfeld der Neuen Rechten zugeordnet. In einer Online-Petition war Rentzing unter anderem zu einer Stellungnahme aufgefordert worden, warum er bis heute Mitglied in der pflichtschlagenden Studentenverbindung sei. Pfarrer Frank Martin ist einer der Initiatoren.

Von seinem Auftritt in der Berliner "Bibliothek des Konservatismus" vor sechs Jahren hatte sich der Landesbischof vor kurzem distanziert. "Der Weg in die Kirche hat mich verändert. Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr", erklärte Rentzing.

Heinrich Bedford-Strohm ist bayerischer Landesbischof und seit November 2014 auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Bild: ©picture alliance / dpa/Arno Burgi

EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm bedauert die Rücktrittsankündigung des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bedauerte die Rücktrittsankündigung Rentzings. Der Schritt habe ihn überrascht und "Betroffenheit und großes Bedauern" bei ihm ausgelöst, erklärte Bedford-Strohm am Freitagabend. Ein Sprecher der Landeskirche sagte dem epd, die Kirchenleitung sei von der Erklärung des Landesbischofs überrascht worden und werde sich demnächst mit der Frage des weiteren Vorgehens befassen. Formal bleibe Rentzing Bischof, bis ein Amtsnachfolger gewählt sei.

Rentzing ist auch stellvertretender Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), zu der auch die sächsische Landeskirche gehört. Der Leitende VELKD-Bischof Ralf Meister erklärte am Freitagabend, er nehme die Entscheidung Rentzings mit "tiefem Bedauern und großem Respekt" zur Kenntnis. "Ich wünsche sehr, dass das von ihm mit dieser Entscheidung verbundene Ziel, die Einigkeit in seiner Landeskirche zu stärken, erreicht werden kann", erklärte der hannoversche Landesbischof Meister. (mal/epd)