Bischofswahlen: Kandidaten sollen Vereinsmitgliedschaften offenlegen
Nach dem Fall des sächsischen Bischofs Carsten Rentzing hat der dortige kirchliche Weltanschauungsbeauftragte Harald Lamprecht gefordert, dass künftige Kandidaten für das Leitungsamt Vereinsmitgliedschaften nennen. "Ich halte es grundsätzlich für notwendig, dass diejenigen, die sich für ein hohes Amt bewerben, ihre bestehenden Engagements und eingegangene Verpflichtungen offenlegen", sagte Lamprecht dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Die Offenlegung aller aktuell bestehenden Mitgliedschaften gegenüber dem Wahlausschuss sollte selbstverständlich sein, ergänzte er.
Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing hatte seine als Student eingegangene Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung bei seiner Wahl verschwiegen. Nach vier Jahren im Amt wurde zudem öffentlich, dass er zwischen 1989 und 1992 Texte für die rechtskonservative Zeitschrift "Fragmente" verfasst hat. Am Montag will die Kirchenleitung darüber entscheiden, ob sie Rentzing vom Bischofsamt entbindet. Er selbst hat seinen Rücktritt angekündigt.
Kritik an "Manöver der Neuen Rechten"
Die Petition, die auf einer umstrittenen Plattform für den Verbleib des Bischofs wirbt, stuft Lamprecht als "ein Manöver der Neuen Rechten" ein, die vorhandene persönliche Sympathien für Bischof Rentzing und seine konservative Grundhaltung missbrauche. Was auf den ersten Blick vielleicht wie Sympathie und Unterstützung aussehe, sei bei genauer Betrachtung Kalkül zur Stimmungsmache und zur Spaltung der Gemeinden, sagte er.
Lamprecht appellierte an konservative Christen, sich mit den Gründen der Entscheidung Rentzings zu beschäftigen, "um nicht - möglicherweise absichtsvoll gestreuten - Falschdarstellungen auf den Leim zu gehen". Grund des angekündigten Rücktritts sei nicht, das der Bischof ein Konservativer sei, sondern dass er die Kirche über seine Biografie getäuscht habe, sagte Lamprecht, der Beauftragter für
Weltanschauungs- und Sektenfragen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ist. Rentzing habe versucht, einen Teil seiner Vergangenheit zu verheimlichen. "Das führt zu der Frage, inwieweit dies wirklich Vergangenheit für ihn ist, oder an welchen Stellen möglicherweise doch auch die Gegenwart bestimmt", sagte er. (epd)