Nach kontroverser Debatte um das christliche Symbol

Grütters verteidigt Kuppelkreuz auf dem Berliner Stadtschloss

Veröffentlicht am 19.12.2019 um 12:20 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ 2020 soll das wiedererrichtete Berliner Stadtschloss eröffnet werden – inklusive Kuppelkreuz. Nach den kontroversen Debatten der vergangenen Jahre hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Entscheidung für das Kreuz noch einmal verteidigt.

  • Teilen:

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat die Entscheidung für das Kuppelkreuz auf dem wiedererrichteten Berliner Stadtschloss verteidigt. "Für mich hat das Kreuz eine zentrale Bedeutung. Es gehört auf die Kuppel des Schlosses, dafür werbe ich", sagte Grütters in einem Interview der Monatszeitschrift "Herder Korrespondenz" (Januar). Das Kreuz gehöre unstrittig zum historischen Wiederaufbau des Schlosses dazu.

Zugleich betonte Grütters, dass das Kuppelkreuz "nicht vereinnahmend" seien solle. "Es steht dafür, dass wir die außereuropäischen Kulturen zum deutschen und europäischen Kulturraum in Beziehung setzen", so die Politikern. Das Kreuz sei eine Einladung, die unterschiedlichen Bezüge, Traditionen und Werthorizonte kennenzulernen und so auch einen eigenen Standpunkt zu finden. Früher habe das Kreuz seinen Platz über einer Kapelle gehabt, nun werde es über einem Museum für außereuropäische Kunst aufragen. "Kann es da noch die ursprüngliche Bedeutung behalten? Meine Antwort ist: selbstverständlich ja!", sagte Grütters. Das Christentum sei eine Religion, die zur Nächstenliebe und Toleranz einlade. Dieser Geist stehe dem Humboldt Forum "gewiss nicht entgegen".

Grütters: Religiöse Exponate "besonders heikel"

Das Humboldt Forum, wie der Museumskomplex im Schloss heißt, soll ab September 2020 etappenweise eröffnet werden. Um das Kreuz auf dem Schlossdach hatte es während des Wiederaufbaus eine kontroverse Debatte gegeben, ehe der Stiftungsrat im Juni 2017 final entschieden hatte, im Rahmen der Rekonstruktion des Schlosses auch das Kreuz wieder zu errichten.

Bild: ©Paul Zinken / dpa

Monika Grütters (CDU) ist Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

In dem Interview äußerte sich Grütters auch zu religiösen Exponaten in den künftigen Ausstellungen des Humboldt Forums. Diese seien "besonders heikel" und erforderten eine besonders große Sensibilität. "Aber gerade diese ist ja auch der Schlüssel zum Verständnis anderer Völker und ihrer Traditionen. Wir wollen in der Ausstellung voneinander lernen", betonte die Staatsministerin.

Aktuelle Situation der Kirche "schmerzlich und bedrohlich"

Die aktuelle Situation der katholischen Kirche bezeichnete Grütters, die selbst katholisch ist, als "schmerzlich und bedrohlich". Für sie sei die Zukunft der Kirche und des kirchlichen Lebens keine akademische Frage, sondern eine sehr persönliche. "Ich beziehe meine ganze Lebenszuversicht aus dem Halt und der Hoffnung, die den christlichen Glauben ausmachen", sagte die 57-Jährige. Konkret äußerte sie sich in diesem Zusammenhang zur Ankündigung der Franziskaner, ihre Niederlassung im Berliner Stadtteil Wilmersdorf aufgrund fehlenden Nachwuchses im Sommer 2020 zu schließen. Die Ankündigung habe sie geschockt, bekannte die Politikerin. "Hier kehren die Hirten der Herde den Rücken, das darf doch nicht sein. Es ist eine fundamentale Erosion, die wir gerade erleben", so Grütters wörtlich.

Um der Krise der Kirche zu begegnen, forderte Grütters, die auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) engagiert ist, "massive Reformen"; diese seien ein Akt des Selbsterhalts. "Wir müssen anerkennen, dass das Fundament Risse bekommen hat und es nicht mehr reicht, die Fassade neu zu streichen", erklärte die Politikerin. Es brauche eine ehrliche und echte Partizipation der Gläubigen an der Macht und den Entscheidungen der Kirche, sonst schaffe die Institution sich selbst ab. "Wenn die Priester sich auf die Seelsorge und die Verkündigung der Frohen Botschaft konzentrieren können und alle anderen viel stärker eingebunden sind in die Leitung und Führung der Kirche, wäre schon viel gewonnen", so Grütters, die sich zudem dafür aussprach, Frauen zu Priestern zu weihen. (stz)