Dennoch Kritik an der Rolle der EU

Hilfswerk missio: 2019 war ein gutes Jahr für die Religionsfreiheit

Veröffentlicht am 27.12.2019 um 12:42 Uhr – Lesedauer: 

Aachen ‐ Ob der Freispruch für Asia Bibi oder die Freilassung von sieben Christen in Indien: Aus Sicht von missio war 2019 ein gutes Jahr für die Religionsfreiheit. Dennoch übt das katholische Hilfswerk Kritik an der EU – und ist damit nicht allein.

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Aus Sicht des katholischen Hilfswerks missio Aachen war 2019 ein gutes Jahr für die Religionsfreiheit. "Weltweit und in Deutschland nehmen das Bewusstsein für die religionsverbindende Notwendigkeit, sich für Religionsfreiheit einzusetzen, zu", erklärte das Hilfswerk am Donnerstag. Trotz vieler Konflikte weltweit könne eine positive Bilanz gezogen werden, hieß es in einem missio-Blog. "In der deutschen Politik wird das Thema Religionsfreiheit immer stärker beachtet." In Regierung, Auswärtigem Amt und im Entwicklungsministerium entstünden "immer mehr Stäbe, Stellen und Kompetenzzentren, die sich für Religionsfreiheit weltweit einsetzen. Das war vor fünf, zehn Jahren noch nicht der Fall. Auch in den Debatten des Bundestages wird das Thema Religionsfreiheit immer öfter - und differenzierter - aufgegriffen."

Als Beispiele für Erfolge nannte missio Aachen den Freispruch für die pakistanische Christin Asia Bibi, die wegen angeblicher Blasphemie zum Tod verurteilt worden war. Auch seien sieben unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilte Christen in Indien nach elf Jahren freigesprochen worden. "Die Beispiele zeigen, dass wir in Deutschland nicht ohnmächtig sind, wenn es gilt, sich religionsverbindend für Religionsfreiheit einzusetzen und diskriminierten, bedrängten und verfolgten Christinnen und Christen weltweit zu helfen. Beides gehört ganz eng zusammen", erklärte das Hilfswerk. "Erfolgreich war der Einsatz für Religionsfreiheit, weil er über Religionsgrenzen hinweg erfolgt."

Zugleich betonte missio Aachen, dass beispielsweise die Zukunft verfolgter Christen im Nahen und Mittleren Osten schwer einzuschätzen sei. Sie drohten dort, "zwischen den politischen Fronten zerrieben zu werden". Hier nehme die EU ihre "Rolle als Anführer einer Welt, die auf Menschenrechte, Dialog und Ausgleich setzt", nicht wahr", heißt es im Blog-Beitrag.

Mit Mauern und Abschottung wird man nichts erreichen

Kritik an der Flüchtlingspolitik der Europäische Union übte auch der Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Freitag warf er den Politikern Versagen im Umgang mit Migranten vor und forderte eine "Politik der gemeinsamen Verantwortung". Die neue EU-Kommission müsse in humanitären Notsituationen schnell handeln und mittel- und langfristig vor allem den afrikanischen Ländern dabei helfe, den Migrationsdruck zu regulieren, der durch den Klimawandel aller Voraussicht nach zunehmen werde, sagte Riccardi. Dazu gehörten auch tragfähige Konzepte in der Entwicklungshilfe. "Mit der Logik der Abschottung und der Mauern allein, wird man nichts erreichen."

Auch angesichts des Syrien-Kriegs macht Europa nach Ansicht des Sant'Egidio-Gründers eine schlechte Figur. Der Konflikt habe der Welt die "diplomatische Impotenz der Europäer" vor Augen geführt, "dann in Gestalt der Kriegsflüchtlinge die Spaltung in Ost und West". Dabei sei ein geeintes Europa dringend notwendig, um der "unausweichlichen Konfrontation mit den asiatischen Giganten" etwas entgegenzusetzen, sagte er. "Nur ein geeintes Europa kann uns davor bewahren, dass auch wir eines Tages zu einer Art Hongkong werden – oder zu einem Disneyland der Geschichte." (cbr/KNA)