Überraschender Fund in niederschlesischer Klosterkirche

Reliquien der heiligen Hedwig in Polen entdeckt

Veröffentlicht am 01.04.2020 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

Trebnitz ‐ Sie ist eine der bekanntesten Heiligen in Deutschland und Polen: Hedwig von Andechs. Bei Restaurierungsarbeiten in der Klosterkirche im polnischen Trebnitz wurden nach Jahrhunderten jetzt überraschend ihre sterblichen Überreste gefunden.

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Große Freude in Polen: Bei Restaurierungsarbeiten in der Klosterkirche von Trebnitz (Trebnica) haben Konservatoren überraschend die sterblichen Überreste der heiligen Hedwig von Andechs entdeckt. Wie mehrere polnische Medien berichten, wurde der Sarg zufällig bei Arbeiten am Grabmal der Heiligen entdeckt. Das Besondere daran: Bislang war zwar bekannt, dass Hedwig nach ihrem Tod im Jahr 1243 in der Klosterkirche bestattet worden war; wo genau sich der Sarg mit ihren Reliquien in dem barocken Gotteshaus befand, war bis zu dem jetzigen Fund aber unklar.

Reliquien waren vermutlich seit 1764 verschollen

Ermöglicht wurde die Entdeckung der Reliquien durch Restaurierungsarbeiten an dem aufwändig gestalteten Steinsarkophag der Heiligen vor dem Hochaltar. Laut den Medienberichten waren die Arbeiten notwendig geworden, nachdem an dem Sarkophag aus dem Jahr 1680 ein Riss entdeckt worden war. Dabei sei festgestellt worden, dass eine der Steinplatten auf dem Boden des Grabmals anders aussah als die anderen Platten. "Als wir die Platte anhoben, sahen wir, dass mit Gips vermischte Holzkohle in einen Hohlraum gegossen worden war, was sehr seltsam war. Also dachten wir, wir müssten es überprüfen", so Konservatorin Dorota Wandrychowska. Nachdem das Material entfernt worden sei, habe man eine silberne Schatulle mit den Reliquien entdeckt.

Dass es sich bei dem Fund tatsächlich um die sterblichen Überreste der heiligen Hedwig handelt, wird den Angaben zufolge durch eine Inschrift auf einer Bleitafel bestätigt, die bei der Schatulle gefunden wurde. Laut Pater Piotr Filas von der Abtei in Trebnitz ist auf der Tafel das Jahr 1764 vermerkt. "Deshalb glauben wir, dass seit dieser Zeit niemand mehr einen Blick auf die Knochen geworfen hat", so Filas.

Ein Vorbild christlicher Nächstenliebe

Hedwig wurde 1174 im bayerischen Andechs geboren. Nach ihrer Erziehung im Benediktinerinnenkloster Kitzingen wurde sie mit zwölf Jahren mit dem schlesischen Herzog Heinrich I. verheiratet. Ab dieser Zeit lebte sie in Schlesien, wo sie sich gemeinsam mit ihrem Mann der Verbreitung des christlichen Glaubens und der kulturellen Entwicklung der Region widmete. 1202 gründeten sie die Zisterzienserinnenabtei in Trebnitz. Als Vorbild christlicher Nächstenliebe unterstützte Hedwig der Überlieferung nach die Kirche, half den Armen und soll selbst im Winter barfuß gegangen sein.

Nachdem ihr Mann 1238 gestorben war, trat Hedwig in das Trebnitzer Kloster ein, wo sie 1243 starb. Bereits 1267 wurde sie von Papst Clemens IV. heiliggesprochen. Reliquien von ihr befinden sich unter anderem im Kloster Andechs und in der ihr geweihten Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Hedwig, die in Polen Jadwiga heißt, ist Schutzpatronin von Schlesien und Andechs sowie des Bistums Görlitz. Wegen ihrer Verehrung in beiden Ländern gilt sie als Patronin der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen. Dargestellt wird sie meist als Almosen verteilende Fürstin oder auch im Habit einer Nonne. Ihr Gedenktag ist der 16. Oktober. (stz)