Homosexuelle seien "Verbrecher": Rückendeckung für umstrittenen Pastor
Mehr als 14.000 Unterstützer haben mittlerweile eine Online-Petition für den umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel unterzeichnet. Der konservative evangelische Theologe der St.-Martini-Innenstadtgemeinde ist jüngst in die Kritik geraten, weil er im Oktober vergangenen Jahres in einem "Eheseminar" homosexuell lebende Menschen als Verbrecher bezeichnet hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung.
Die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche hatte sich von Latzel distanziert und kündigte an, ein Disziplinarverfahren einleiten zu wollen. Personalvertreter forderten seine Suspendierung. In der Petition heißt es, Latzel nehme seine biblische Verantwortung gegenüber Gott wahr und dürfe deswegen nicht suspendiert werden. Mit der Petition wollen die Unterstützer auch zum Ausdruck bringen, dass sie ein Disziplinarverfahren nicht für gerechtfertigt halten.
Warnung vor einer "Homolobby"
Latzel hatte in dem Seminar gesagt, Homosexualität stehe gegen die göttliche Schöpfungsordnung, die als Geschlecht nur Männer und Frauen vorsehe. Er warnte vor einer "Homolobby". Ende März hatte sich Latzel in einer persönlichen Erklärung entschuldigt und gesagt, er sei falsch verstanden worden. Er habe nichts gegen homosexuelle Menschen. Auch der Kirchenvorstand der St.-Martini-Gemeinde stellte sich an seine Seite. Er sei dankbar für Latzels klare und bibelzentrierte Predigten.
Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus hatte Anfang Mai biblisch begründete Angriffe auf homosexuell lebende Menschen scharf kritisiert. "Das macht mich richtig zornig", sagte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. "Man kann die Bibel nicht so benutzen, und ich sage ausdrücklich benutzen, dass man sich bestimmte Stellen herauszwackt und sie gegen Menschen in Anschlag bringt." Latzel lege willkürlich Vorurteile in die Bibel und gebe das dann als Wort Gottes aus. Alle Aussagen der Bibel müssten in ihrem textlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und geschichtlichen Zusammenhang gesehen werden: "Das würde bedeuten, dass man nicht einfach heutige Konzepte von Homosexualität auf die Antike übertragen kann – und umgekehrt."
Der evangelikale Theologe ist in der Vergangenheit schon öfter in die Kritik geraten, unter anderem weil er 2015 Buddhisten, Katholiken und Muslime diffamiert hatte. Für bundesweite Schlagzeilen sorgten Latzel und die Gemeinde auch 2008, als sie einer Pastorin ihre Kanzel verwehrten. (tmg/epd)