Auch die Kirche muss sich gegen Polizeigewalt und Rassismus einsetzen
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Natürlich hat die katholische Kirche eine Menge eigener Probleme, wie hier ja auch breit diskutiert und sichtbar wird – manchmal vielleicht zu breit? Wie sich dann aber zu einem weltweiten Protest verhalten, der unter dem Titel "black lives matter" rechte Polizeigewalt, die Benachteiligung wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft benachteiligter Menschen anprangert?
Immerhin irritiert die Heftigkeit, mit der auch in Europa, auch in dutzenden deutschen Städten vergangenes Wochenende, Zehntausende Menschen aller Herkünfte und Generationen auf die Straße gingen. Was in Staaten mit expliziter Kolonialgeschichte und großen Bevölkerungsanteilen aus diesen Ländern einleuchtet, lässt in Deutschland vielleicht nachdenklich werden: Klar, der Genozid an den Namibischen Herero ist bis heute – Gott sei's geklagt – kein Teil unseres kollektiven Gedächtnisses, klar, einige deutsche Bundesländer haben ein Problem mit rechtsextremer Gesinnung in der Polizei. Vor allem aber gibt es in Deutschland offenbar zehntausende von Menschen mit Migrationsgeschichte, die Opfer von racial profiling und gesellschaftlicher Benachteiligung geworden sind und dagegen nun auf die Straße gehen. Die Attentate von Halle, Kassel und Hanau spielen hier sicher eine verstärkende Rolle.
Wenn die "Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art Trauer und Angst der Jüngerinnen und Jünger Christi" sind (Gaudium et Spes, 1), dann kann die katholische Antwort auch hier in Deutschland doch nur die des Bischofs von El Paso, Mark Seitz, sein, der gemeinsam mit 12 weiteren Priestern seiner Diözese letzte Woche mit den Demonstrantinnen und Demonstranten 8:46 Minuten niederkniete, für George Floyd und seine Angehörigen betete und so seine Solidarität mit den Opfern zeigte – Papst Franziskus hat das gesehen, ihm telefonisch dafür gedankt und George Floyd in sein Angelus-Gebet eingeschlossen. Eindrücklich auch das viral verbreitete Video der armen unbeschuhten Karmelitinnen in Cincinnati, Ohio, die ihre verbarrikadierten Fenster am Rande der Demonstrationen mit Liebesbotschaften wie "God is Love" und "The World will change when Hearts change" verschönerte.
Solange solche dezidiert kirchlichen, ja klerikalen Solidaritätsbekundungen mit den auch in Deutschland marginalisierten "Anderen" die Ausnahme und nicht die Regel darstellen, ist Kirche Teil des Problems und nicht der Lösung. Solange bleibt der Verdacht, dass es auch eine katholische Variante der white (mens) supremacy gibt.