Wegen konservativer Aussagen stand Projekt auch in Kritik

Evangelische Kirche in Deutschland stellt YouTube-Kanal "Jana" ein

Veröffentlicht am 16.06.2020 um 12:04 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ 22.000 Abonnenten, 185 Videos, 1,75 Millionen Klicks: Trotz dieser Zahlen wird der christliche YouTube-Kanal "Jana" nun eingestellt. Das von der evangelischen Kirche mitfinanzierte Projekt hatte wegen konservativer Aussagen auch Kritik hervorgerufen.

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Der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mitfinanzierte christliche YouTube-Kanal "Jana" wird eingestellt. Grund dafür seien finanzielle Einbußen, die durch die Corona-Krise entstanden sind, teilte das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Das GEP hatte den Kanal gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) im Auftrag der EKD verantwortet. Im Februar war das evangelische Contentnetzwerk "yeet" an den Start gegangen, das mediale Inhalte verschiedener Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer anbietet.

Vertrag mit Produktionsfirma wird nicht verlängert

Wie das GEP mitteilte, wird der Vertrag mit der Kölner Produktionsfirma Mediakraft für den YouTube-Kanal nicht verlängert. Die EKD hatte nie Zahlen darüber veröffentlicht, was der Kanal kostet. Das Gesicht des Kanals ist die mittlerweile 22-jährige Medizinstudentin Jana Highholder. Sie hatte im April 2018 mit dem Kanal begonnen. In ihrem letzten Video äußerte sie sich stolz über das Erreichte. Der Kanal hat mittlerweile mehr als 22.000 Abonnenten. 185 Videos habe sie produziert, die insgesamt 1,75 Millionen Mal angeklickt worden sein. Darüber könne sie nur staunen und dankbar dafür sein, sagt Highholder in dem Abschiedsvideo, das am Mittwoch veröffentlicht wird. Die Videos bleiben bis auf weiteres online sichtbar.

"Wir würden uns freuen, wenn wir Jana dafür gewinnen könnten, ihre besonderen Gaben auch weiterhin bei 'yeet' einzubringen", sagte GEP-Direktor Jörg Bollmann. "Jana" hatte mit dazu beigetragen, dass das Online-Netzwerk christlicher Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer gegründet wurde. Dazu gehören neben anderen die norddeutsche Pfarrerin Josephine Teske, die Berliner Pfarrerin Theresa Brückner und die beiden niedersächsischen Pfarrerinnen Steffi und Ellen Radke, die auf dem YouTube-Kanal "andersamen" über ihren Alltag als homosexuelles Ehepaar berichten.

Kritik an "Jana"

Einige von Highholders Auffassungen hatten Kritik hervorgerufen. Auf ihrem Instagram-Channel sprach sie sich gegen Sex vor der Ehe aus. Nach der Veröffentlichung eines YouTube-Videos zur Rolle der Frau in Bibel und Christentum wurde Highholder vorgeworfen, ein einseitiges Frauenbild zu vertreten. Sie hatte in Anlehnung an ein Bibelzitat die Rolle des Mannes als Oberhaupt der Familie befürwortet. In christlichen Medien entstand danach eine Debatte, ob es richtig sei, dass die EKD einen Kanal finanziert, der jungen Zuschauern ein eingeschränktes Familienbild vermittelt.

Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland, ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd). (tmg/epd)