Strafverfahren wegen Äußerung zu Christopher Street Day eröffnet

Umstrittener Pastor Latzel muss wegen Volksverhetzung vor Gericht

Veröffentlicht am 05.09.2020 um 09:58 Uhr – Lesedauer: 

Bremen ‐ Im Juli hatte die Staatsantwaltschaft in Bremen gegen den umstrittenen evangelischen Pastor Latzel Anklage wegen Volksverhetzung erhoben. Hintergrund sind Äußerungen zur Homosexuellen-Parade Christopher Street Day. Nun geht der Fall vor Gericht.

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Der evangelische Bremer Pastor Olaf Latzel muss sich wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Das Amtsgericht Bremen ließ eine Anklage der Staatsanwaltschaft zu und eröffnete ein Strafverfahren gegen den 52-Jährigen, wie eine Gerichtssprecherin am Freitag mitteilte. Ein Termin für die Hauptverhandlung werde in Kürze mitgeteilt.

Latzel hatte sich bei einem auch auf Youtube veröffentlichten Eheseminar abwertend über Gender und Homosexualität geäußert und unter anderem gesagt: "Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day." Später entschuldigte er sich für die Worte und führte an, er habe nichts gegen Homosexuelle. Mit dem Wort "Verbrecher" habe er "militante Aggressoren" gemeint, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackierten.

Die Staatsanwaltschaft sieht in den Äußerungen laut Gericht den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Angesichts der hohen Anzahl seiner Follower auf der Internetplattform sei er sich der Reichweite bewusst gewesen.

Bremische Evangelische Kirche nimmt Eröffnung des Verfahrens zur Kenntnis

Der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche habe die Verfahrenseröffnung zur Kenntnis genommen, sagte ein Sprecher der Kirche dem epd. "Wir kommentieren den weiteren Fortgang des Verfahrens durch die staatliche Justiz nicht. Das kirchliche Disziplinarverfahren bleibt - wie bereits mitgeteilt - weiterhin ausgesetzt." Der leitende Kirchenausschuss hatte das Verfahren bereits im Mai gestartet. Das Gremium begründete seine Entscheidung damals mit dem Satz: "Derartige Entgleisungen schaden dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich."

Die Bremische Evangelische Kirche hatte sich von den Aussagen Latzels distanziert und diesen zunächst beurlaubt. Mitte August durfte er seinen Dienst wieder aufnehmen, nachdem er sich zu "einer Mäßigung im Rahmen seines Verkündigungsauftrags" verpflichtet hatte.

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Protestaktionen gegen Latzel gekommen. Eine Online-Petition gegen den Pastor wurde bis zum Freitagabend von rund 14.000 Menschen unterzeichnet. Zugleich erfährt Latzel in einer weiteren Online-Petition Rückendeckung, die mittlerweile von mehr als 20.000 Unterstützern unterzeichnet wurde. Die St.-Martini-Gemeinde ist eine von insgesamt 61 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche, zu der insgesamt rund 180.000 Mitglieder gehören. St. Martini zählt darunter mit knapp 1.200 Mitgliedern zu den kleineren Gemeinden. (rom/KNA/epd)

Aktualisierung 8.9., 11 Uhr: Das Amtsgericht Bremen setzte nach eigenen Angaben vom Dienstag drei Verhandlungstage an: den 20., 25. und 30. November. /tmg