Katholische Hilfswerke fordern mehr Initiativen für Flüchtlinge
Zum Welttag des Migranten am Sonntag haben katholische Organisationen auf die Lage von Menschen aufmerksam gemacht, die in ihrem jeweiligen Heimatland auf der Flucht sind. Sie seien weltweit die größte Gruppe aller Flüchtlinge, erklärte das Hilfswerk Misereor am Wochenende. Die Gemeinschaft Sant'Egidio, die in dieser Woche ein Abkommen mit Italien zur Aufnahme von 300 Geflüchteten unterzeichnet hat, pocht auf mehr legale Zugangswege nach Europa.
Angesichts der Bilder von Flüchtlingen wie zuletzt auf Lesbos beherrsche die Lage in Europa die Diskussionen um die Flüchtlings- und Migrationspolitik, betonte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. "Die meisten Menschen auf der Flucht vor Konflikt, Verfolgung, Hunger und den Folgen des Klimawandels sind aber in ihren eigenen Ländern Vertriebene."
Misereor beruft sich auf Zahlen des internationalen Dokumentationszentrums zu interner Vertreibung (IDMC). Demnach waren Ende 2019 rund 51 Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht. Neben den Kriegs- und Krisengebieten Syrien, Jemen, Irak, Libyen und Afghanistan gebe es besonders viele Vertriebene in der Demokratischen Republik Kongo, in Kolumbien, Kamerun und Nigeria.
Zumeist blieben sie öffentlich weitgehend unsichtbar, kritisierte Spiegel. In den Projekten des Hilfswerks machten sie einen großen Anteil aus: "Ihre Lage ist zum Teil seit Jahren verzweifelt und hoffnungslos." Immer stärker führten Klimawandel und extreme Wetter wie Dürre oder Starkregen zu neuen Vertreibungen.
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Sant'Egidio rief weitere europäische Länder zur Aufnahme von Flüchtlingen auf und forderte "dringend legale Zugangswege zur Einreise in unseren Kontinent". Seit 2016 seien über sogenannte humanitäre Korridore rund 3.200 Flüchtlinge auf sicherem Weg nach Europa gelangt, darunter 2.600 nach Italien. Die Initiative katholischer Laien wendet sich eigenen Angaben zufolge "gegen verbrecherische Machenschaften von Menschenhändlern" und fördere die Integration in den Aufnahmeländern.
Caritas Internationalis rief zu mehr Engagement für Binnenvertriebene auf. "Wir wollen ihrem Schrei nach Gerechtigkeit Gehör verschaffen, indem wir zu raschem und rechtzeitigen Handeln aufrufen", sagte Caritas-Generalsekretär Aloysius John. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr tun, um eine angemessene Versorgung sicherzustellen. Der Papst hatte bereits im Mai in seiner Botschaft zum Welt-Migrationstag an die prekäre Lage der Binnenvertriebenen erinnert.
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, betonte: "Keine und keiner von ihnen hat sich leichten Herzens auf den Weg gemacht; Krieg, Verfolgung und Perspektivlosigkeit haben sie dazu getrieben." Deshalb schmerze es ihn, dass die europäische Migrationspolitik "ihren Fokus auf Abwehr und Abschottung" legen wolle.
Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Flüchtlingsfragen, wies auf das Schicksal der Binnenvertriebenen hin. "Als Weltkirche sind wir aufgerufen, uns für Schutzsuchende in allen Teilen der Erde einzusetzen, insbesondere für jene, deren Situation auf internationaler Bühne wenig Beachtung findet", sagte er laut Mitteilung der DBK. "Dieses Anliegen darf gerade auch angesichts der Corona-Pandemie und ungelöster europäischer Herausforderungen in der Flüchtlingspolitik nicht in Vergessenheit geraten."
Der kirchliche Welttag steht diesmal unter dem Motto "Wie Jesus Christus, zur Flucht gezwungen". Er widmet sich vor allem den Themen Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Binnenvertriebenen. (cbr/KNA)