Eröffnung des Weltmissionsmonats im Mainzer Dom

Bischof Peter Kohlgraf: "Der Glaube ist zutiefst politisch"

Veröffentlicht am 04.10.2020 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Westafrika steht im Mittelpunkt des diesjährigen Monats der Weltmission. Zur Eröffnung sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Gott stehe an der Seite der Armen und nehme die Besitzenden in die Pflicht. Daraus entstehe für die Kirche ein politischer Auftrag.

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Die katholische Kirche hat am Sonntag im Mainzer Dom ihre bundesweite Kampagne zum Monat der Weltmission gestartet. Das Leitwort der Aktion ist "Selig, die Frieden stiften - Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt". Höhepunkt der vom Hilfswerk missio organisierten Spendenaktion ist der Weltmissionssonntag am 25. Oktober mit Spendensammlungen und Kollekten in den Gottesdiensten. Die Einnahmen fließen in einen Solidaritätsfonds, aus dem die Arbeit der Kirche in den ärmsten Regionen der Welt mitfinanziert wird. Im Mittelpunkt steht diesmal die Lage der Kirche in Westafrika in Zeiten der Corona-Pandemie.

Kohlgraf: Gott steht auf der Seite der Armen

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte am Sonntag in seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst, die biblische Botschaft sei "zutiefst politisch". Gott stehe auf der Seite der Armen, "und er nimmt die Besitzenden in die Pflicht". Gott fordere Solidarität und Nächstenliebe, "weil alle Menschen eine Familie sind, die Erde ein gemeinsames Haus", so Kohlgraf, der auch Präsident von Pax Christi Deutschland ist.

Der Bischof mahnte dazu, Menschen auf der Flucht nicht als bloße Wirtschaftsflüchtlinge abqualifizieren. "Sie fliehen auch wegen der Folgen unseres Konsumverhaltens und der ökologischen Folgen unseres Alltags." Die Kirche müsse "politisch sprechen", denn auch Jesus habe "keine Religion der reinen Innerlichkeit" gepredigt. "Glaube ist politisch. Gott mischt sich in den Alltag ein. Gott sei Dank!", sagte Kohlgraf.

Sorge um Finanzierung

Die Finanzierung der Arbeit der Kirche in Westafrika ist laut missio derzeit unter den Corona-Bedingungen doppelt gefährdet. "Sie verfügt nicht wie die Kirche in Deutschland über Kirchensteuermittel, sondern ist unter anderem auf lokale Geldsammlungen in den Gottesdiensten der einzelnen Kirchengemeinden und Mittel der Kollekte zum Weltmissionssonntag angewiesen", sagte der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener. Da Gottesdienstbesuche wegen Corona zurzeit sehr eingeschränkt seien, würden sowohl die Einnahmen aus den lokalen Gottesdienstkollekten als auch der Kollekte des Weltmissionssonntags wesentlich geringer ausfallen. Das sei eine finanzielle "doppelte Katastrophe", so der missio-Präsident.

Er bat die Deutschen deshalb in diesem Jahr um besondere Solidarität und "doppelte Großherzigkeit" bei der Kollekte zum Weltmissionssonntag. 2019 kamen laut missio rund 3,54 Millionen Euro zusammen. Weltweit seien es jährlich zwischen 85 und 90 Millionen Euro. (KNA)