Pastor Latzel legt Berufung gegen Urteil wegen Volksverhetzung ein
Gegen die Verurteilung des evangelischen Pastors Olaf Latzel wegen Volksverhetzung hat dessen Verteidiger Berufung eingelegt. Das teilte eine Sprecherin des Amtsgerichts Bremen am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Über die Berufung entscheide nun das Landgericht der Hansestadt.
Das Amtsgericht hatte den 53-jährigen Pastor der Bremischen Evangelischen Kirche vergangene Woche zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt bzw. einer Freiheitsstrafe von drei Monaten, umgewandelt zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 90 Euro. Nach Auffassung des Gerichts hat er zum Hass gegen Homosexuelle und Intergeschlechtliche angestachelt. Latzels Äußerungen seien Stimmungsmache und könnten als Lizenz zum Handeln gegen diese Menschen verstanden werden, hieß es. Der Seelsorger der Bremer Sankt-Martini-Gemeinde hatte bei einem auch auf YouTube veröffentlichten Eheseminar unter anderem gesagt: "Der ganze Gender-Dreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist zutiefst teuflisch und satanisch." Und: "Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day."
Staatsanwaltschaft habe bislang keine Rechtsmittel eingelegt
Vor Gericht hatte sich Latzel für seine Worte entschuldigt und erklärt, sie seien missverstanden worden. "Nie habe ich Menschen als Dreck bezeichnet." Er lehne zwar die homosexuelle Lebensweise auf Grundlage der Bibel ab, habe aber nichts gegen Homosexuelle. Mit dem Wort "Verbrecher" habe er "militante Aggressoren" gemeint, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackierten. Sein Anwalt hatte auf Freispruch plädiert, während die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe von 10.800 Euro gefordert hatte. Die Staatsanwaltschaft habe bislang keine Rechtsmittel eingelegt, so die Gerichtssprecherin weiter. Die Frist dafür ende an diesem Mittwoch.
Latzel, der sich als bibeltreu bezeichnet, hatte in der Vergangenheit schon öfter für Aufsehen gesorgt. So hatte er 2015 Buddhisten, Katholiken und Muslime diffamiert. Die Bremische Evangelische Kirche hat sich von den Aussagen ihres Pastors wiederholt distanziert. Ein bereits im Mai gegen ihn eröffnetes kirchliches Disziplinarverfahren ist bis zum Abschluss des Strafverfahrens ausgesetzt. (tmg/KNA)