Bewegung auf dem kleinen Markt der Trappistenbiere
Nach Jahrzehnten der Bier-Vereinheitlichung durch die großen Konzerne geht der Trend seit einiger Zeit voll in die Gegenrichtung: "Craft-Biere" und Bier-Individualismus ziehen rund um den Globus. Mit dabei: die zurückgezogen lebenden Mönche des Trappisten-Ordens. Sie haben der Welt etwas ganz besonderes zu geben, das über Gebet und Gottesdienst hinausgeht.
Weltweit gibt es nur 13 oder 14 sogenannte authentische Trappistenbiere: sechs davon aus Belgien (Westvleteren, Westmalle, Achel, Chimay, Rochefort und Orval), zwei aus den Niederlanden (Koningshoeven, Zundert), eines aus Österreich (Engelszell), eins aus Italien (Tre Fontane), eines aus Spanien (Cardena), eins aus den USA (Spencer, Massachusetts) und seit 2018 eines aus England (St. Bernhard, Leicestershire). Bei einem weiteren aus Frankreich ist die Authentizität wackelig: Es firmiert zwar unter der Abtei Mont-des-Cats in Godewaersvelde, wird aber in der belgischen Trappistenabtei Scourmont bei Chimay hergestellt.
Zur Arbeit gehört auch das Brauen
Belgien hat seinen ganz speziellen Zugang zur Braukunst, inspiriert durch das gesetzliche Verbot hochprozentigen Alkohols im Zuge des Ersten Weltkriegs; Starkbiere traten an dessen Stelle. Der Trappistenorden wurzelt im frühen 12. Jahrhundert; seine Hauptaufgaben sind Gebet und Arbeit. Und zur Arbeit gehört nun mal auch das Brauen. Der Alkoholgehalt von Trappistenbieren liegt zwischen 6 und 12 Prozent. Sie werden zwar nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot, aber doch nur aus natürlichen Rohmaterialien hergestellt: Quellwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Zucker und Hefe. In der Flasche findet eine zweite Gärung statt.
Jüngere Zahlen der Belgischen Bischofskonferenz zum kirchlichen Leben werfen auch ein Schlaglicht auf die liebste Nebenbeschäftigung der Trappisten. Demnach lebten in den sechs Abteien Belgiens zuletzt insgesamt 96 Trappisten-Mönche – mit einem jährlichen Bierausstoß von 52,2 Millionen Liter; 543.500 Liter Bier pro Mönch und Jahr.
Der Spitzenreiter ist Chimay im Hennegau. 2018 wurden hier spektakuläre 185.000 Hektoliter Bier produziert – allerdings nicht nur von den 15 Mönchen, sondern auch von 100 Beschäftigten der Brauerei. Den zweiten Platz belegt Westmalle in der Provinz Antwerpen. Von dort kommen 134.000 Hektoliter – bei 32 Mönchen und 59 Angestellten in Brauerei und Käserei. Mittlere Größe haben Orval in Südostbelgien (14 Mönche, 78.200 Hektoliter) und Rochefort in den Ardennen (15 Mönche, 52.000 Hektoliter). Die beiden kleinen sind Achel (2 Mönche, 13 Angestellte, 6.300 Hektoliter in 2018) und Westvleteren in Westflandern (18 Mönche, 5 Angestellte, 6.265 Hektoliter).
In der Acheler Benedictus-Abdij in der Provinz Limburg ist es nun passiert, wie belgische Medien berichten. Schon 2011 wurde der auf wenige Mönche geschrumpfte Konvent der Mutterabtei Westmalle unterstellt und bis 2018 auch von dort verwaltet. Seit 2018 beherbergt das Kloster an der Grenze zu den Niederlanden eine Gemeinschaft der "Fazenda da Esperanca", ein internationales Selbsthilfeprojekt für Drogenabhängige und marginalisierte Jugendliche.
Die flämische Zeitung "De Standaard" berichtet, mit dem Verschwinden der letzten Brüder aus Achel sei zwangsläufig der Verlust des Etiketts der Internationalen Trappistenvereinigung verbunden, die für die authentische Herkunft des Bieres bürgt. Selbst wenn die Produktion innerhalb der Mauern der Abtei aufrechterhalten und die Gewinne weiter für wohltätige Zwecke verwendet würden, sei die letzte Bedingung nicht mehr erfüllt: Die Produktion muss von Mönchen überwacht werden. Achel werde weiter sein Bier herstellen; doch Status und Qualitätssiegel als "authentisches Trappistenbier" seien perdu.
Wachsende Nachfrage bereitet Schwierigkeiten
Angesichts dieser strengen Regeln haben Trappistenbrauereien nach eigenen Angaben oft Schwierigkeiten, die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Das beste Beispiel ist Westvleteren. Wiederholt zum besten Bier der Welt gekürt, ist es doch nur in kleinen Mengen erhältlich. Dabei rennt ihnen die Welt des 21. Jahrhunderts die Bude ein. In Gaststätten werden locker 15 Euro pro Flasche abgerufen. Nur einmal, als die Abtei ein neues Dach brauchte, wurde der Ausstoß vergrößert und über Zeitungscoupons in einer einzigen Supermarktkette ausgegeben. Ein ganzes Land stand Kopf.
Nur ganz behutsam passen sich die Mönche dem wachsenden Druck der Konsumgesellschaft an. Um dem wachsenden Schwarzhandel zu begegnen, bieten sie seit 2019 auch Online-Bestellungen für Selbstabholer an. Seit Januar läuft nun erstmals ein (stark begrenztes) Pilotprojekt zur Auslieferung nach Hause. Allerdings: Selbstabholer mit Termin können bis zu zwei Kisten kaufen, also insgesamt 24 Flaschen. Die Auslieferung ist auf maximal eine Kiste beschränkt.