Thorsten Latzel als neuer rheinischer Präses eingeführt
Der Theologe Thorsten Latzel (50) ist neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EkiR). Er wurde am Samstag in einem Gottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in sein Amt als Nachfolger von Manfred Rekowski eingeführt. Rekowski tritt aus Altersgründen in den Ruhestand.
In seiner Predigt brachte der leitende Geistliche der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Corona-Pandemie schnell beendet sein möge. Er hoffe, dass sich "durch die gemeinsam durchlebte Pandemie etwas zum Guten verändert". Die entstandenen Schulden sollten fair verteilt werden und die Menschen sich anschließend dauerhaft ökologisch verhalten.
Latzel hob weiter hervor, dass sich christliche Hoffnung von bloßem Optimismus unterscheide. Die Hoffnung sei viel radikaler als der Optimismus. "Was mir Hoffnung gibt, ist, dass Gott selbst unsere Hoffnung ist", sagte der Präses. Die Menschen würden keine letzte Antwort bekommen - nicht auf Corona und auch nicht darauf, wieso Menschen oft Schlimmes erleiden müssten. "Wir können - wie Hiob - Gott nicht aus der Verantwortung lassen. Weil Gott selbst unsere Hoffnung ist. Deshalb wird das Leiden nicht das letzte Wort haben. Deshalb leben wir trotzig und getrost", sagte Latzel.
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Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hob in einem Grußwort hervor, dass die Pandemie auch die Arbeit der Kirchen tiefgreifend verändert habe. Dennoch zeige die aktuelle Zeit, "wie es den Glaubensgemeinschaften gelingt, mit neuen Konzepten und Ideen die Kirche zu den Menschen bringen, trotz Ferne Nähe zu schaffen und Halt zu geben". Er freue sich auf ein konstruktives Miteinander mit Latzel. "Wir werden nach der Pandemie noch mehr das Wort der Kirche und das Engagement der Kirche und die Werte der Kirche brauchen."
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki lud den neuen Präses Latzel ein, die jahrzehntelange Tradition gemeinsamer ökumenischer Vespern zu Beginn der Adventszeit und zu Anfang der Passionszeit fortzusetzen. Zugleich bedankte sich Woelki beim scheidenden Präses Rekowski für die jahrelange gute Zusammenarbeit: "Ich habe Sie immer als ehrlichen und aufrichtigen Christenmenschen und offenen Partner in der Ökumene erlebt." Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Latzel als Theologen, dem es ein Herzensanliegen sei, dass die Kirche bei den Menschen sei.
Latzel war Mitte Januar von der Landessynode zum Nachfolger Rekowskis gewählt worden. Er hatte sich im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Der aus Wittgenstein in Südwestfalen stammende Theologe bearbeitete von 2007 bis 2013 im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) das Thema kirchliche Reformprozesse. Dabei beschäftigte sich Latzel besonders mit der Frage, wie die Kirche die Generation der 20- bis 40-Jährigen verstärkt ansprechen kann. Zuletzt war er Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main. (rom/KNA)