Krise zeige, dass Veränderungen notwendig und möglich seien

"Schulbischof" Becker: Corona für Orientierung und Erneuerung nutzen

Veröffentlicht am 30.04.2021 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kirche wie katholische Schulen ständen angesichts der Pandemie vor enormen Herausforderungen, betont DBK-Schulbischof Hans-Josef Becker. Vieles befinde sich "auf dem Prüfstand". Doch Veränderungen seien in Zukunft möglich – und notwendig.

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Der Schulbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Hans-Josef Becker, regt an, die Corona-Pandemie als Zeit der Orientierung und Erneuerung zu nutzen. "Sowohl die katholischen Schulen als auch die Kirche insgesamt stehen angesichts der Pandemie vor enormen Herausforderungen. Es ist oft davon die Rede, dass die Pandemie wie ein 'Brennglas' wirke und Probleme und Missstände, die es vorher schon gab, in der Gesellschaft, der Politik, der Kirche und im Bereich der Schule und Bildung verstärke", sagte der Paderborner Erzbischof am Freitag bei einer Fachtagung der Bischofskonferenz zum Thema "'Systemrelevanz' der Kirche – 'Systemrelevanz' von katholischen Schulen".

Die Krise zeige, dass in Zukunft Veränderungen notwendig und möglich seien. "Durch die Pandemie steht zurzeit besonders im System 'Schule' vieles auf dem Prüfstand", betonte Becker. Deswegen sei es gut, sich zu vergewissern, was die katholischen Schulen beabsichtigten und was die Grundlagen für kirchliche Schulen seien. "Vielleicht ist es die Chance der katholischen Schulen gerade in der Corona-Zeit, die Schülerinnen und Schüler noch mehr zu stärken, zu ermutigen und den jungen Menschen Hoffnungsperspektiven trotz der schwierigen Situation aufzuzeigen", so der Vorsitzende der Kommission für Erziehung und Schule der Bischofskonferenz. An der Online-Tagung nahmen mehr als 160 Personen teil.

Katholische Schulen als Teil der pastoralen Seelsorge

Der Religionssoziologe Michael N. Ebertz erläuterte, dass im Rahmen einer Identitäts- und Relevanz-Strategie die katholischen Schulen als Teil der pastoralen Seelsorge und Gesellschaftssorge der Kirche einen fraglosen Platz erhalten müssten. Sie dürften ebenso wenig zur Disposition stehen wie die Kirchengemeinden. Katholische Schulen seien mit der Kirche und deren Auftrag strukturell und zeichenhaft verknüpft.

Katholischen Schulen liege das Bekenntnis zur Vielfalt, auch religiöser Vielfalt, an Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften nahe. "Katholischsein selbst steht eher für Vielfalt und Fülle als für Einfalt und Enge", so der Soziologe der Katholischen Hochschule Freiburg.

Experte betonten laut Mitteilung bei der Tagung, bei der Kernfrage, was die katholischen Schulen besonders mache, gehe es um ein klares Profil im Wettbewerb der Schul- und Bildungslandschaft. Werbeagentur-Chefin Anja Meuter hob hervor, dass die Schulen viel zu bieten hätten, doch ihr Potenzial nicht immer nutzen würden. Sie empfahl eine Wertefokussierung und eine auf die Schule angepasste Bewusstseinsbildung.

Christliche Werte erlebbar machen

Der Schulleiter des Pius-Gymnasiums Coesfeld, Norbert Just, unterstrich, dass es eine dauerhafte Aufgabe für jede katholische Schule sei, das Bewusstsein für die eigene Identität zu schärfen und die christlichen Werte erlebbar zu machen. Im Rahmen der Kooperation "Partnerschaft Schule-Betrieb IHK Nord Westfalen" ist eine Zusammenarbeit des Gymnasiums mit der Agentur von Meuter entstanden, die zu einer nachhaltigen Profilschärfung der Schule geführt hat.

Im kommenden Jahr will sich der 10. Bundeskongress katholischer Schulen am 22. Mai 2022 in Erfurt umfassender mit dem Thema unter dem Motto "Freiheit und Demokratie – der Beitrag katholischer Schulen" befassen. (KNA)