Jerusalemer Patriarch: Waffenruhe löst Konflikt nicht
Die gegenwärtige Einstellung der Kampfhandlungen hat nach Worten des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, etwas Ruhe für die Familien im Heiligen Land gebracht. "Aber sie hat nicht die Probleme behoben, aus denen diese Gewalt hervorgegangen ist", sagte er laut Predigtmanuskript zur Pfingstvigil am Samstagabend in der Sankt-Stephans-Basilika in Jerusalem. Einmal mehr beteten die Heiligland-Katholiken zu Pfingsten für ein Ende des Kriegs in ihrem Land.
Die extremen Spannungen in verschiedenen arabisch-jüdisch gemischt bewohnten Städten bezeichnete Pizzaballa als beunruhigendes Zeichen. Er rief dazu auf, verbale Gewalt und aggressive Sprache zu verurteilen, die "unweigerlich zu physischer Gewalt" führe. Hassgefühle dürften weder kultiviert noch zugelassen werden. Wohltuend sei es, trotz Spannungen und Gewalt Zeugnisse der Freundschaft und Geschwisterlichkeit zwischen jüdischen und arabischen Israelis zu sehen.
Die Pfingstgeschichte spreche speziell zur Jerusalemer Mutterkirche und insbesondere in der gegenwärtigen Situation, die durch ein Zerrissensein sowie politischen und religiösen Hass und Spaltung geprägt sei. Erste und ureigene Mission der Mutterkirche müsse es daher sein, Zeugin von Einheit und Frieden zu sein, so der italienische Franziskaner.
Einzigartiges Erbe Jerusalems "mit äußerster Vorsicht" schützen
Pizzaballa wies auf die biblischen Beschreibungen Jerusalems als "Haus des Gebets für alle Völker" hin, die den Charakter der heiligen Stadt ausmachten. Jerusalem sammle alle Seelen der Welt. "Das Läuten der Glocken, die Rufe des Muezzins, der Ton des Schofars ... das ist ihre Stimme. Die Momente des jüdischen, christlichen und muslimischen Gebets markieren ihre Zeit."
Der Patriarch rief die politischen und religiösen Autoritäten dazu auf, "dieses einzigartige Erbe mit äußerster Vorsicht zu schützen". Jede Spaltung, jede Geste der Ablehnung anderer und jede Form von Gewalt sei eine tiefe Wunde im Leben der Stadt. Es sei daher kein Zufall, dass die jüngste Welle der Gewalt im Heiligen Land in Jerusalem begonnen habe. (KNA)