Kardinal Marx: Bin weder amtsmüde noch demotiviert
Kardinal Reinhard Marx ist weder amtsmüde noch demotiviert. Das betonte er vor Journalisten am Freitagnachmittag, nachdem das Erzbistum München und Freising am Mittag mitgeteilt hatte, dass Marx dem Papst seinen Rücktritt als Erzbischof angeboten hat. Die Entscheidung zum Rücktritt sei in den vergangenen Wochen gewachsen. Es handle sich um eine persönliche Entscheidung von ihm als Erzbischof von München und Freising. Auf seine Mitbrüder im Bischofsamt wolle er nicht einwirken. "Jeder muss seine Verantwortung in der Art und Weise wahrnehmen, wie er es tut, da möchte ich niemandem Vorwürfe machen", so Marx auf die Nachfrage, ob er die Erwartung habe, dass ihm andere deutsche Bischöfe in seiner Entscheidung folgen.
Der Erzbischof glaube weiterhin fest an eine neue Epoche des Christentums. "Das wird besser geschehen, wenn die Kirche sich erneuert und wenn sie aus der Krise lernt", betonte Marx mit Blick auf den Synodalen Weg. Sexueller Missbrauch könne nicht rein administrativ erledigt werden: "Es geht um eine Erneuerung und eine Reform der Kirche." Der Bischof stehe dafür, dass der Umgang mit individuellem Versagen und institutionelle Reformen zusammengehörten.
Marx führt Amtsgeschäfte weiter bis zur Entscheidung des Papstes
Vorerst werde Marx die Amtsgeschäfte normal weiterführen, bis Papst Franziskus eine Entscheidung treffe, betonte der Erzbischof. Das sei ebenso wie die Veröffentlichung seines Schreibens an den Papst mit diesem so verabredet gewesen. Wie bereits in der am Mittag veröffentlichten Erklärung sagte Marx, dass sein Dienst für die Kirche und die Menschen nicht zu Ende sei. Was mit ihm nun geschehe, liege in den Händen des Papstes.
Das Erzbistum München und Freising hatte am Freitagmittag einen Brief von Kardinal Marx an Papst Franziskus veröffentlicht, in dem der Erzbischof dem Papst den Rücktritt anbietet und ihn eindringlich bittet, diesen auch anzunehmen. Das auf den 21. Mai datierte Schreiben wurde laut Marx mit Zustimmung des Papstes nun veröffentlicht. In einer zugleich veröffentlichten Erklärung betonte Marx, dass es nicht ausreichen könne, "die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme zu beschränken auf aus den Überprüfungen der Aktenlage hervorgehende vor allem kirchenrechtliche und administrative Fehler und Versäumnisse." Als Bischof trage er eine "institutionelle Verantwortung" für das Handeln der Kirche insgesamt, "auch für ihre institutionellen Probleme und ihr Versagen in der Vergangenheit". Marx ist seit 2002 Diözesanbischof, zunächst in Trier, seit 2008 in München und Freising. 2010 wurde er zum Kardinal erhoben. Von 2014 bis März 2020 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In dieser Funktion setzte er sich maßgeblich für den Synodalen Weg ein, der Konsequenzen aus der MHG-Studie zur Bewältigung des Missbrauchs in der Kirche erarbeiten soll. (fxn)