Ein Bild von Orsola Maddalena Caccia wird bei Sotheby's versteigert

Versteigerung: Bringt das Bild einer Nonne erneut eine Rekordsumme?

Veröffentlicht am 27.06.2021 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Im vergangenen Jahr wurde ein Werk der italienischen Nonne Orsola Maddalena Caccia für das 20-fache des Schätzwertes versteigert. Jetzt kommt bei Sotheby's wieder ein Bild von ihr unter den Hammer. Es verspricht spannend zu werden.

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Artemisia Gentileschi, Sofonisba Anguissola oder Lavinia Fontana – diese Namen rollen noch nicht so einfach von der Zunge wie Leonardo da Vinci, Rafael oder Michelangelo. Aber man sollte sie dringend üben. Die Namen der alten Meisterinnen sind zwar noch nicht so bekannt wie die ihrer männlichen Kollegen, aber ihre Werke steigen deutlich im Wert, wie zum Beispiel die von Orsola Maddalena Caccia (1596-1676).

Ihre Bilder sind rar und daher begehrt. Andrew Fletcher, Leiter der Abteilung für Alte Meister im Auktionshaus Sotheby's, sagte im vergangenen Jahr, nach dem überraschenden Erfolg eines ihrer Stillleben, dem Online-Kunstportal Artnet News: "Werke von Caccia sind selten. Ihr Name ist den meisten Sammlern wahrscheinlich unbekannt und ihr schmales Oeuvre hat zur Folge, dass man Bildern von ihr nicht oft begegnet."

Erstaunlicherweise ist das jetzt wieder Fall. Aus der Privatsammlung eines Europäers, dessen Name nicht öffentlich gemacht wurde, steht bei der nächsten Versteigerung Alter Meister bei Sotheby's in London von Ende Juni bis 6. Juli ein Werk der italienischen Nonne zum Kauf, dieses Mal kein Stillleben sondern ein Heiligenbild. Es hat einen unteren Schätzpreis von rund 24.000 Euro.

Eine enorme Preissteigerung

Im vergangenen Jahr wurde ein Stillleben mit Vögeln von Caccia mit einem ähnlichen Ausgangspreis schlussendlich für über 200.000 Euro verkauft. Warum steigt auf einmal ein Bild einer weithin unbekannten italienischen Nonne aus dem 17. Jahrhundert so stark im Preis?

Bild: ©Sotheby's

Dieses Stillleben von Orsola Maddalena Caccia wurde für über 200.000 Euro verkauft.

Museen, Sammler und Sammlerinnen diversifizieren seit einiger Zeit ihr Portfolio wie es sonst nur Aktienbesitzer tun. Der Blick soll sich weiten, Bilder gemalt von "toten alten weißen Männern" werden nun gerne ergänzt durch Werke von Künstlern und Künstlerinnen aus prinzipiell unterrepräsentierten Gemeinschaften.

Im Fall von Orsola Maddalena Caccia kommt noch ein Weiteres hinzu. Lange Zeit betrachtete man Kunst von Nonnen eher abschätzig – das Label "Nonnenkunst" war nicht als Kompliment gemeint. Heute begreift man Frauenklöster als ein frühes Artist in Residence-Programm, wo Nonnen in auf bestimmte Talente spezialisierten Klöstern ihre Begabungen ausleben konnten und auch Kunstwerke für Auftraggeber jenseits des Klosters ausführten. So wie Orsola Maddalena Caccia.

Frau in einem klösterlichen Kunstprogramm

Geboren als Thodora Caccia im Dezember 1596 im oberitalienischen Moncalvo, ging sie schon früh bei ihrem Vater Guglielmo Caccia in die Lehre. Guglielmo war ein hoch angesehener Maler von religiöser Kunst im Kontext der Gegenreformation.

1620 trat sie ins Kloster der Ursulinen ein, wo bereits vier ihrer Schwestern lebten, eine fünfte Schwester kam später hinzu. Mit dem Ablegen der Ewigen Gelübde nahm sie den Namen Orsola Maddalena an.

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Orsola Maddalena Caccia richtete im Kloster ein Studio ein, denn Malen galt als sozial akzeptable Beschäftigung für Nonnen, um den Unterhalt des Klosters zu sichern. Neben Heiligenbildern wie das, was jetzt zur Versteigerung ansteht, spezialisierte sich Caccia auf Stillleben, aufgeladen mit religiöser Symbolik.

Bilder zum Teil Männern zugeordnet

Tatsächlich war ihr Oeuvre größer als bis jetzt bekannt, ihre frühen Werke ähneln denen ihres Vaters und wurden ihm deswegen zugeschrieben. Dieses Schicksal erfuhren auch andere Malerinnen wie Artemisia Gentileschi oder Judith Leyster, ihre Bilder wurden teils Männern zugeordnet.

Das Metropolitan Museum of Art in New York besitzt dank einer Schenkung seit Ende 2020 die größte Sammlung von Caccias Werken außerhalb Italiens und ist mächtig stolz darauf. David Pullins, Kurator am Metropolitan Museum für europäische Kunst, sagte dem Portal Artnet News, heute wäre man bei Schenkungen aus der Zeit der Alten Meister glücklicher, wenn sie von Alten Meisterinnen stammen würden.

Das ist der Grund, warum die Auktion mit dem Bild von Caccia interessant werden könnte. Schön, wenn man einen Alten Meister besitzt, aber im Moment sind Alte Meisterinnen fast begehrter.

Von Christiane Laudage (KNA)