Polens lutherische Kirche erlaubt Ordination von Frauen
Als eine der letzten lutherischen Kirchen hat Polens Evangelisch-Augsburgische Kirche den Weg frei gemacht für die Ordination von Frauen. Die Synode sprach sich am Wochenende in Warschau mit 45 gegen 13 Stimmen bei einer Enthaltung für die Zulassung von Pfarrerinnen ab Januar 2022 aus, wie die Kirche mitteilte. In den Jahren 2010 und 2016 waren Anträge für die Frauenordination noch gescheitert. Zuletzt fehlten im Kirchenparlament für die erforderliche Zweidrittelmehrheit acht Stimmen.
Der leitende Bischof Jerzy Samiec sagte nach der Abstimmung, dass die Kirche sowohl die Befürworter als auch die Gegner der Frauenordination berücksichtigen solle, damit die Einheit gewahrt bleibe. Er hatte bereits in der Vergangenheit für Pfarrerinnen plädiert. Die Evangelisch-Augsburgische Kirche ist mit etwa 62.000 Mitgliedern die drittgrößte Konfession Polens nach Katholiken und Orthodoxen. Zwischen Oder und Bug gibt es offiziell auch mehr Zeugen Jehovas als Lutheraner.
Diskussion begann vor 70 Jahren
Die Diskussion über die Ordination von Frauen begann in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche nach deren Angaben vor 70 Jahren. Seit 1963 können Theologinnen als Katechetinnen unterrichten, Gottesdienst abhalten und als Seelsorgerinnen in Gemeinden arbeiten. Aber erst 1999 durften Frauen Diakoninnen werden und unter anderem taufen und Paare vermählen, nicht jedoch einer Gemeinde vorstehen. Seit 2016 ist Diakoninnen auch die Leitung von Abendmahlsfeiern erlaubt. Zuletzt hatte 2016 die Abschaffung der Frauenordination durch die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands für Aufsehen gesorgt.
Der Name Evangelisch-Augsburgische Kirche nimmt Bezug auf die von Philipp Melanchthon für den Reichstag zu Augsburg im Jahre 1530 verfasste "Confessio Augustana", die eine der Grundlagen der evangelisch-lutherischen Lehre ist. (mal/KNA)