Kirchenhistoriker Joachim Schmiedl überraschend verstorben
Der Kirchenhistoriker Joachim Schmiedl ist am Freitag kurz vor seinem 63. Geburtstag gestorben. Das teilte die Vinzent Pallotti University (VPU) in Vallendar mit, wo er seit 2009 den Lehrstuhl für mittlere und neue Kirchengeschichte innehatte. Der Schönstattpater war von 2006 bis 2015 Vorsitzender der deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie sowie von 2017 bis 2020 Vorsitzender des Katholisch-Theologischen Fakultätentages. Außerdem war er Chefredakteur und Herausgeber mehrerer Fachzeitschriften zu kirchenhistorischen Themen. Der Dekan der theologischen Fakultät der VPU, Ingo Proft, würdigte ihn als geschätzten und international geachteten Kollegen, mit dem die theologische Landschaft in Deutschland einen Gelehrten verliere, der es in besonderer Weise vermochte, Glaube und Wissenschaft zu verbinden.
Die Schönstatt-Bewegung würdigte Schmiedl als inspirierenden Menschen. "Mit Pater Joachim Schmiedl verliert die Schönstatt-Bewegung eine Persönlichkeit mit großem historischen Wissen, die in beeindruckender Weise Wissenschaft und Glaube verbinden konnte und dabei einem sehr weiten Denken Raum ließ", heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Nachruf.
Schmiedl, der in seiner wissenschaftlichen Arbeit Konzilien und synodale Prozesse erforschte, gehörte auch selbst der Synodalversammlung des Synodalen Wegs als Vertreter des Fakultätentags an. Bei der Zweiten Synodalversammlung im Oktober mahnte er eine öffentliche Debatte über mögliche Kriterien zur Eignung für das Bischofsamt an.
Mitwirkung an mehreren Seligsprechungsprozessen
Der gebürtige Nürnberger begann nach dem Abitur 1977 sein Noviziat beim Säkularinstitut der Schönstatt-Patres und wurde 1988 zum Priester geweiht. Nach Stationen in der Pfarr- und Jugendseelsorge habilitierte er sich an der Universität Münster und wirkte von 1998 bis 2001 als Generalsekretär der Schönstatt-Patres in Vallendar. Seit 2001 lehrte er als ordentlicher Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, der heutigen VPU.
Die Forschungsschwerpunkte Schmiedls waren das Zweite Vatikanische Konzil und seine Vor- und Nachgeschichte sowie Ordens- und Spiritualitätsgeschichte. Außerdem war er an mehreren Seligsprechungsverfahren beteiligt. Im Prozess für den Pallottiner Josef Engling, der zur Gründungsgeneration der Schönstatt-Bewegung gehörte, wirkte Schmiedl als Vize-Postulator, außerdem war er Mitglied der Historikerkommission im Seligsprechungsverfahren des von den Nationalsozialisten ermordeten Pallottinerpaters Franz Reinisch. Ab 1997 arbeitete er im Team für die Führung des Seligsprechungsprozesses für den Schönstatt-Gründer Pater Joseph Kentenich mit. Zuletzt hatte er in der Kontroverse um Archivfunde der Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach zu Kentenich, denen zufolge mehrere Schönstattschwestern Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründer der Bewegung erhoben hatten, die Aktenfunde aufgrund seiner Kenntnisse des Seligsprechungsverfahrens eingeordnet. Nach Informationen von katholisch.de gehörte Schmiedl auch der vom Trierer Bischof Stephan Ackermann im März 2021 einberufenen Expertengruppe an, die anstatt einer neuen Historikerkommission die Vorwürfe gegen Kentenich überprüfen soll. (fxn)
11.12., 12:30 Uhr: Ergänzt um Nachruf der Schönstatt-Bewegung und Engagement im Synodalen Weg.