Die ältesten Herbergen Europas
Sie alle gehören zu dem Verbund "Klösterreich". Der seit 1998 bestehende Verein hat zum Ziel, Gästen aus aller Welt das kulturelle und geistliche Erbe der Ordenshäuser zu präsentieren. "Wir laden die Menschen ein, sich bei uns im Haus zu entspannen, nach innen zu schauen und wieder Kraft für den Alltag gewinnen", sagt Pater Bartholomäus vom österreichischen Benediktinerstift Göttweig. Der Mönch schwärmt von der Kulturlandschaft Wachau, das mit den Stiften Melk und Göttweig sowie der Altstadt von Krems zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.
Seit über 900 Jahren leben und arbeiten Benediktiner in Göttweig. "Gastfreundschaft hat für uns einen großen Stellenwert. Es gehört zu unserer ureigenen Aufgabe, in jedem Gast Christus zu sehen", sagt Pater Bartholomäus. Das Kloster bietet Platz für 44 Gäste. Sie sind eingeladen, am Alltag der Brüder teilzunehmen. "Ein Mitbruder begrüßt jeden Einzelnen beim Frühstück, wir laden zum Mittagsgebet und Abendvesper ein", erzählt der Ordensmann. Wer mag, kann den Mönchen auch bei ihrer Arbeit im Garten helfen, Rosen schneiden oder Früchte im Obstgarten ernten.
Konvent bleibt im Mittelpunkt
"Zu uns kommen gestresste Manager und Ärzte, die bei uns hinter den Mauern das Handy ausschalten und einfach Ruhe finden", so Pater Bartholomäus. Trotz der vielen Übernachtungsgäste achte die Gemeinschaft aber sehr darauf, "dass der Konvent und seine Aufgaben im Mittelpunkt bleiben".
Dem Verein "Klösterreich" schlossen sich zunächst 18 österreichische Klöster an, später kamen noch zwei Klöster aus Ungarn sowie die Zisterzienserinnen-Abtei Waldsassen in Bayern und das Benediktinerstift Raigern (Rajhrad) in der Tschechischen Republik hinzu. "Wir sind eine Tourismusmarke mit spirituellem Hintergrund", erläutert Geschäftsführer Hermann Paschinger. Jedes Kloster entwickle einen Schwerpunkt.
Teilweise gibt es sogar Sonderausstellungen
Das Stift Admont in der Steiermark etwa bietet seinen Besuchern unter seinem Dach auf drei Etagen eines der kontrastreichsten Privatmuseen Österreichs; es wurde bereits mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet. Hier lebt die Vielfalt in Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Handschriften und Frühdrucke können bewundert werden.
Im Natur- und Kunsthistorisches Museum gibt es wechselnde Sonderausstellungen. "Ganz neu bieten wir dort Weinverkostungen im besonderen Museumsambiente an", so der "Klösterreich"-Geschäftsführer. "Das Highlight ist aber sicherlich die größte Klosterbibliothek der Welt - ein spätbarockes Gesamtkunstwerk."
Klöster sind die ältesten Herbergen
Wellness pur findet man in den Kneipp-Häusern der Marienschwestern vom Karmel inmitten des Innviertler Hügellandes. Im Kloster Bad Kreuzen laden die Schwestern dazu ein, Heilkunst früherer Generationen unter dem Licht aktueller medizinischer Erkenntnisse am eigenen Leib zu erfahren. Unter dem Leitwort "Mit allen Sinnen im Augenblick aufmerksam da sein" bieten die Schwestern verschiedene Kur- und Erholungsangebote bis zu 27 Tage. Besucher können sich mit Kneipp-Anwendungen wie Wickeln, Güssen, Inhalationen und Bädern verwöhnen lassen.
Das Credo von "Klösterreich"-Geschäftsführer Paschinger könnten auch die vielen anderen Ordenshäuser übernehmen, die nicht zu dem grenzüberschreitenden Verbund gehören und ebenfalls mit ihren Angeboten zu touristischen Anziehungspunkten geworden sind: "Klöster zählen zu den ältesten Herbergen in Europa. Wir laden in unserer hektischen Zeit Menschen zum Entspannen ein."
Von Kerstin Bücker (KNA)