Caritas: Lage an polnisch-ukrainischer Grenze extrem angespannt
Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, hat sich besorgt über die Lage an der polnisch-ukrainischen Grenze geäußert. Dort herrsche eine "extrem angespannte Situation", sagte Müller am Samstag im ZDF-"Morgenmagazin". Die Wartezeiten für Geflüchtete aus der Ukraine, um über die Grenze nach Polen zu kommen, hätten in der Nacht bei etwa zwölf Stunden gelegen. Bei niedrigen Temperaturen harrten dort auch viele Frauen und Kinder aus. Die polnische Regierung habe acht Aufnahmezentren eingerichtet, dies werde aber vermutlich nicht ausreichen, da bis zu einer Million Flüchtlinge erwartet würden.
Die Berichte von Caritas-Mitarbeitern in der Ukraine klängen "extrem ernüchternd", erklärte Müller weiter. In mehreren Sozialzentren an der Pufferzone im Osten des Landes sei die Arbeit stark eingeschränkt, da sämtliche Mitarbeiter sich selbst in Sicherheit hätten bringen müssen. Sie leisteten telefonisch weiterhin psychologische Betreuung und Beratung, zugleich gehörten sie jedoch selbst zu den Betroffenen des Krieges. In anderen Landesteilen seien noch Hunderte von Mitarbeitern voll aktiv. In Dnipro etwa, der viertgrößten Stadt des Landes, würden Binnenvertriebene aufgenommen, Lebensmittel verteilt und Schlafstätten eingerichtet. Die Helfer dort hätten allerdings große Angst, weil sich in unmittelbarer Nähe zu ihrer Arbeitsstätte eine militärische Einrichtung befinde.
Die Hilfsorganisation habe vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine am Donnerstag viele Vorbereitungen getroffen und verschiedene Szenarien entwickelt, so Müller: "Aber was jetzt passiert, ist schlimmer als das schlechteste Szenario, das wir im Kopf hatten." Die Caritas habe in Polen 2.500 Aufnahmeplätze eingerichtet und werde vor allem Kinder in den Fokus nehmen, die besonders unter der Situation zu leiden hätten, sagte er. (stz/epd/KNA)