Umweltbischof Lohmann: Müssen Klimaschutz global denken
Der Umweltbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Rolf Lohmann, hat eine "umfassende, globale Perspektive" für den Klimaschutz angemahnt. Dazu gehöre auch ein Bewusstsein, dass die Menschen im globalen Süden am stärksten vom Klimawandel betroffen seien und die Unterstützung der Industrieländer benötigten, um sich zu wappnen, erklärte der Münsteraner Weihbischof am Montag. Lohmann äußerte sich anlässlich der ebenfalls für Montag angekündigten Veröffentlichung des zweiten Teils des neuen Berichts des Weltklimarats IPCC.
Lohmann: Klima, Natur und Mensch zusammenzudenken
Die Welt müsse dieser Perspektive folgen, die auch Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika "Laudato si" ausgearbeitet habe, betonte Lohmann. So seien Klima, Natur und Mensch "zusammenzudenken, etwa hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen der Klimaerwärmung, dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem menschlichen Verhalten". Die Notwendigkeit, sich an den bereits stattfindenden Klimawandel anzupassen, sei inzwischen überall bekannt – "spätestens nach den Dürren der vergangenen Jahre und den Fluten im vergangenen Sommer, die tiefe Wunden bei den Menschen und in der Landschaft gerissen haben", so der Weihbischof. "Es braucht die Anpassung, um auf die Entwicklungen vorbereitet zu sein."
Insbesondere die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise zeigten, wie wichtig es sei, unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Diese Energiewende müsse "gerecht zugehen", betonte Lohmann, "sodass nicht die Ärmsten und Schwächsten von erdrückenden Energiepreisen überfordert werden". Auch für die Kirche in ihren Diözesen und Pfarreien bleibe zudem der Klimaschutz ein wichtiger Auftrag. Laut Lohmann braucht es auf allen Ebenen "ein noch stärkeres Bewusstsein, dass es in aller Regel einen Unterschied macht, ob Entscheidungen der Nachhaltigkeit dienen oder nicht". Als Beispiele nannte der Bischof die energetische Sanierung von Gebäuden, Fragen der Mobilität, die Auswahl von Lebensmitteln, die Verpachtung von Kirchenland oder Finanzanlagen. Auch das Engagement von Ehrenamtlichen sei dabei "wichtig und hilfreich".
Misereor warnt vor nur halbherzigem Kampf gegen den Klimawandel
Am Wochenende hatte sich bereits das katholische Entwicklungshilfswerk Misereorzu dem erwarteten IPCC-bericht geäußert und mit dramatischen Worten vor den Folgen eines nur halbherzigen Kampfes gegen den Klimawandel gewarnt. "Wir befinden uns mitten in einer Ära der Schäden und Verluste durch die Erderhitzung. Der verschleppte Klimaschutz und fehlende Investitionen in Anpassungsmaßnahmen treiben die Krisenspiralen auf der Welt", erklärte Misereor-Klimareferentin Anika Schroeder. Vielerorts seien die Grenzen der Anpassung an die Klimakrise erreicht. Deshalb sei nun schnelles Handeln erforderlich.
Mit Blick auf wissenschaftliche Erkenntnisse seit dem vorherigen Sachstandsbericht beklagte die Expertin, dass die Auswirkungen des Klimawandels vor allem die von Armut und Marginalisierung besonders betroffenen Menschen im globalen Süden träfen. "Sie können der Klimakrise aufgrund prekärer Wohnlagen und -verhältnisse, geringer Ersparnisse sowie oft fehlenden Katastrophenschutzes und -hilfe wenig entgegensetzen", so Schroeder. Jedes Zehntel Grad vermiedener Temperaturerhöhung verbessere indes den Handlungsspielraum der Betroffenen, um sich auf die heutigen und kommenden Herausforderungen vorzubereiten und anzupassen. (stz/KNA)