Beide Konfessionen seien durch die Taufe in Christus verbunden

Kirchenpräsident Jung gegen Abgrenzung von katholischer Kirche

Veröffentlicht am 20.05.2022 um 15:45 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Frauenordination, Amtsverständnis, Sexualethik: Zwischen katholischer und evangelischer Kirche gibt es einige Unterschiede. Kirchenpräsident Volker Jung hält aber nichts davon, diese übermäßig zu betonen – und verweist dabei auch auf gelebte Ökumene.

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Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat sich gegen Forderungen nach einer Abgrenzung der evangelischen Kirche von der katholischen Kirche gewandt. "Die evangelisch-katholische Ökumene ist außerordentlich wichtig – für unsere Gemeinden und auch für die Wahrnehmung der Kirchen in der gesamten Gesellschaft", sagte Jung (62) am Freitag in Frankfurt.

Angesichts der erhöhten Zahl der Kirchenaustritte und einem unterschiedlichen Amtsverständnis würden "immer wieder Stimmen laut, die evangelische Kirche möge sich doch stärker von der katholischen Kirche abgrenzen", sagte Jung. Trotzdem sei "Abgrenzung nicht der richtige Weg in der Ökumene".

Das habe den tiefsten Grund darin, "dass wir gemeinsam davon überzeugt sind, durch die Taufe in Christus miteinander verbunden zu sein". Auch wenn man das Leben als Kirchen unterschiedlich gestalte, "sind wir doch so aneinander verwiesen und beauftragt, gemeinsam den einen Glauben an Christus in dieser Welt zu bezeugen". Jung äußerte sich in seinem Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft vor der EKHN-Synode.

Dankbar für gelebte Ökumene

Von den Abgrenzungs-Befürwortern werde betont, dass es doch wirkliche Unterschiede darin gebe, wie Kirche verstanden und gelebt werde, etwa im Amtsverständnis einschließlich der – in der evangelischen Kirche möglichen – Ordination von Frauen, in der Beteiligungskultur und der Positionierung in sexualethischen Fragen. Es werde zudem darauf verwiesen, dass die evangelische Kirche anders von der sexualisierten Gewalt in der Kirche betroffen sei als die katholische Kirche.

"Ja, in all diesen Fragen gibt es Unterschiede", sagte Jung. Trotzdem sei er sehr dankbar, dass Ökumene in den Gemeinden vor Ort vielfach gelebt werde - "auch wenn im Moment die Sorge groß ist, dass die strukturellen Veränderungen in der katholischen Kirche durch die größeren Pfarreien dies erschweren könnten". Er sei zudem dankbar für die "guten Beziehungen zu den Bistümern", die sich durch den Ökumenischen Kirchentag verstärkt hätten.

Mit großem Respekt sehe er, "wie unsere Geschwister in der katholischen Kirche sich auf den synodalen Weg begeben haben und um Veränderungen in ihrer Kirche ringen". Sie träfen dabei auf Widerstand in der eigenen Kirche und auch aus der Weltkirche. Jung: "Unsere Rolle kann dabei nicht so sein, dass wir von außen raten oder fordern. Hier geht es um stärkende Begleitung." (KNA)