Eine Königin hält Hof
Ein Raum der Ausstellung "Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete" ist in goldenes Licht getaucht, Symbol für den Gott Aton. Schauobjekte, Filme und akustische Installationen verleihen der Ausstellung eine dichte Atmosphäre. Eine Schau zum Sehen, Hören und Tasten. Blinde können eine Replik der Nofretete sowie sechs weitere Exponate ertasten.
Wieder einmal zeigt sich hier, welche Schätze in den Berliner Depots lagern. Ein Großteil der noch nie gezeigten Exponate stammt aus den eigenen Beständen. Ergänzt werden diese durch internationale Leihgaben. Auch mit ihrem Gemahl ist Nofretete für die Ausstellung nun glücklich vereint - zumindest als Skulptur. Zum Jahrestag ihres Fundes hat die Stiftung die aufwändige Restaurierung einer Darstellung ihres Gemahls Echnaton aus Fragmenten in Auftrag gegeben. Ursprünglich stammte sie ebenfalls aus der Werkstatt des Bildhauers Thutmosis, allerdings wurde sie bereits in der Antike zerstört.
Ein "Duseltag" für die Archäologie
Echnaton hatte die Stadt Achet-Aton (heute Tell el-Anama) zwischen 1351 bis 1334 vor Christus gegründet, um dort dem Gotth Aton zu huldigen, der in Form einer Sonnenscheibe dargestellt wird. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternahm der Ägyptologe Ludwig Borchardt, Leiter der Deutschen Orient Gesellschaft, Grabungen auf dem Gebiet der einst so glanzvollen und später verlassenen Stadt.
Dabei machte er einen sensationellen Fund: die Büste der Nofretete. Ein "Duseltag", wie er später sagte. Im Rahmen der damals gültigen Fundregelung gelangten etwa 5.500 von 14.000 gefundenen Objekten nach Berlin in den Besitz von James Simon, der die Ausgrabung komplett finanziert hatte. Im Jahr 1920 schenkte Simon die Funde aus Anama dem Ägyptischen Museum in Berlin.
Gerüchte um die Schöne
Im Kontext von 1.300 Exponaten, von denen viele eigens aufgearbeitet wurden, wird Nofretete nun in der Ausstellung präsentiert und kulturhistorisch eingebettet. Theologie und Kunst, aber auch Alltag und Leben der Metropole stehen dabei gleichermaßen im Fokus. Dem Kult um die Schöne und ihre vielfache Vermarktung sind Kuratorin Friederike Seyfried sowie Ausstellungsgestalter Duncan McCauley ebenso nachgegangen.
Gerüchte und Verschwörungstheorien um die Kultfigur gehören ebenso zu der Ausstellung. Die Skulptur sei eine Fälschung und unrechtmäßig aus Ägypten geschmuggelt worden, so die wiederkehrenden Behauptungen. Denen stellte sich der Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bei der Eröffnung entgegen. Die Skulptur befinde sich "unzweifelhaft und zu Recht" in Berlin. "Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, unabhängig vom Aufbewahrungsort der Kulturgüter", erklärte er.
Von Inge Pett