Bischof Meier: Christentum muss Potenzial für Frieden entfalten
Das Christentum hat nach den Worten des Augsburger Bischofs Bertram Meier großes Potenzial für den Frieden. Der Einsatz für den Frieden sei für die Kirche keine Kür, sondern Pflicht, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch in Würzburg. Dort ging nach drei Tagen die Jahrestagung der Konferenz Weltkirche zu Ende. Insgesamt 120 Vertreterinnen und Vertreter der weltkirchlichen Arbeit in Deutschland und internationale Gäste nahmen daran teil. Thema war "Das Christentum als Quelle von Frieden und Konflikten".
Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine habe den Menschen in Europa dramatisch vor Augen geführt, dass der Friede keine Selbstverständlichkeit sei, erklärte Meier. Bewaffnete Konflikte seien eine grausame Realität. Nicht selten seien sie religiös aufgeladen.
Kein Masterplan für den Frieden
Nach Ansicht der Politikwissenschaftlerin Claudia Baumgart-Ochse lässt sich pauschal weder sagen, dass Religionen konfliktverschärfend noch dass sie konfliktmindernd wirkten. Stets müssten regionale Zusammenhänge, religiöse Eigendynamiken und politische Instrumentalisierungen der Religionen beachtet werden. Zugleich sei die These falsch, dass Religionen in der Regel konfliktfördernd seien, der säkulare Staat dagegen aber stets friedliebend.
Der Friedensethiker und Theologe Heinz-Günther Stobbe räumte ein, dass die Kirche keinen Masterplan für den Frieden habe. Sie wisse aber mit Sicherheit, wie schnell alle Friedenspläne zu Asche würden, "wenn es den Menschen an einigen elementaren Tugenden, besonders an Friedfertigkeit fehlt". Der Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justia et Pax, Jörg Lüer, skizzierte die notwendigen Schritte, um Gewaltprobleme zu überwinden. Diese beruhten auf den drei Säulen: Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung. Gerade für Versöhnung gebe es keine Patentrezepte; dafür seien ein langer Atem und kontextspezifische Lösungen gefragt.
Kurienkardinal Peter Turkson machte deutlich, dass Friede niemals ohne Gerechtigkeit erreichbar sei. Die päpstliche Friedenslehre bestehe aus "verlässlichen Bausteinen für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft". Dabei müssten die Probleme der Zeit realistisch wahrgenommen werden; auch bedürfe es einer umfassenden Vision für die Zukunft der Menschheit und eines gerechten Zusammenlebens. Vertrauen und Geduld in lange Friedensprozesse seien nötig. Eine Kultur des Friedens müsse von der Überzeugung getragen sein, dass Frieden möglich sei. Dazu komme eine Verpflichtung zum Dialog mit Gesellschaft, Politik und anderen Religionen. (KNA)