Machthabende Männer, was ist euer Problem?
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Es war nur ein wackeliges Handyvideo und doch eines mit ikonischer Kraft: Eine weiß gekleidete Frau tanzt um ein Feuer, nimmt ihren Schleier ab und wirft ihn hinein, andere Frauen tun es ihr gleich. Aufgenommen wurden diese Bilder vor ein paar Tagen im Iran. So ungefähr stellt man sich die Szene aus dem Buch Exodus vor: Miriam und alle Frauen tanzen nach der Rettung am Schilfmeer und singen das Lied der Befreiung: Singt dem HERRN ein Lied, / denn er ist hoch und erhaben! / Ross und Reiter warf er ins Meer.
Seit zwei Wochen gehen im Iran Frauen mit einem todesverachtenden Mut auf die Straße, um gegen den Zwang zu protestieren, ein Kopftuch zu tragen. Inzwischen haben sich ihnen viele Männer angeschlossen. Dem Regime fällt nichts anderes ein, als die Demonstrationen brutal niederzuknüppeln. Mehr als 50 Tote hat es seither gegeben. Und warum das alles? Weil eine junge Frau mit der Sittenpolizei in Konflikt geraten ist. Sie trug ihr Kopftuch zu locker, es waren Haare zu sehen. Im Grunde ist es schrecklich banal und lächerlich und man wundert sich, dass die machthabenden Männer das selbst nicht merken, sondern lieber verbissen zuschlagen. Wenn es nicht so furchtbar wäre, könnte man lachen, aber es ist nicht zum Lachen, sondern viel mehr zum Heulen.
Nicht immer werden Frauen auf solch brutale Weise wie im Iran oder in Afghanistan angegangen, es geht auch subtiler. Doch es scheint ein weltweites Phänomen zu sein, dass Frauen nach wie vor erniedrigt, unterdrückt, abgedrängt, um ihre Chancen gebracht, nicht ernstgenommen werden, bloß weil sie Frauen sind und deswegen eigentlich nicht dazu gehören und nicht dazu gehören sollen.
Was, so möchte ich die machthabenden Männer mal etwas pauschal fragen, was ist Euer Problem?
Die Autorin
Claudia Auffenberg ist Chefredakteurin des Paderborner Bistumsmagazins Der Dom.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.