"Fleisch, lebe wohl"
Startpunkt des eigentlichen Karnevals ist der 6. Januar - Tag der Heiligen Drei Könige und geht auf das alte Bohnenfest zurück. Am Abend vor dem Dreikönigsfest aßen die Menschen den so genannten Königskuchen. Wer eine Bohne darin fand, wurde zum Bohnenkönig gekrönt und musste einen Maskenball ausrichten.
Nicht nur ein christlicher Ursprung
Neben dem christlichen Ursprung hat der Karneval vermutlich auch Wurzeln in germanischen Frühlingsfesten. In vorchristlicher Zeit verkleideten sich die Menschen zum Winterende als Geister und Dämonen. In einem großen Spektakel wurden sie dann symbolisch aus den Städten und Dörfern vertrieben. Schellen und Trommeln sollten dabei die Frühlingsgeister wecken.
Schon seit dem 13. und 14. Jahrhundert gehörten Ess- und Trinkgelage, Bälle und Turniere zu den karnevalistischen Bräuchen. Höhepunkt fand das ausgelassene Treiben an den drei "tollen Tagen" Weiberfastnacht, Karnevalssonntag und Veilchendienstag. Erst in den 1820er Jahren begannen die Menschen Straßenkarneval zu feiern. Der Rosenmontagsumzug wurde zum Höhepunkt der Session und ist es heute noch.
Ostern gibt das Datum vor
Das Datum der Karnevalstage ist variabel und richtet sich nach dem Ostertermin und der vorhergehenden Fastenzeit. So leiten Brauchtumsforscher den Namen auch vom lateinischen "carne vale" also: "Fleisch, lebe wohl" ab. Ein Hinweis darauf, dass nach Karnevalsdienstag mit dem Aschermittwoch die 40-tätige Fastenzeit beginnt, die Menschen früher mit dem Verzicht auf Fleisch, Eier und Milchprodukte begingen. Auch der in der Mainzer Gegend gebräuchliche Begriff "Fastnacht" oder das im Süddeutschen geläufige "Fasching" ("Ausgabe des Fastschanks") weisen darauf hin.
Vor Beginn der entbehrungsreichen Fastenzeit feierten die Menschen beim Karneval die sinnliche "Zeit des Fleisches". Im Schutze der Masken und Kostüme lebten sie hier ihre irdischen Gelüste aus. Karneval war damit die Zeit des Spiels, das den Menschen als Narren zeigte. Indem sie ein Leben in der gottfernen Gegenwelt ("Teufelsstaat") ausprobierten, sollten sie lernen, die Bedeutung eines Lebens im Reich Gottes ("Gottesstaat") zu erkennen.
Von Janina Mogendorf