Schüler fordern mehr Politik- statt Religionsunterricht
Der Landesschülerbeirat Baden-Württemberg fordert eine Reduktion des Religionsunterrichts zugunsten von politischer Bildung. In seinem am Montag veröffentlichten neuen Grundsatzprogramm spricht sich das Gremium außerdem für eine Stärkung des Ethikunterrichts in den Klassen fünf bis acht aus. Es sei "schlicht und ergreifend nicht mehr zeitgemäß, dass in ebenjenen Klassenstufen dem Religionsunterricht mehr Signifikanz eingeräumt wird als der politisch, moralisch und ethischen Bildung", so das Programm. Die Zahl der Religionsstunden soll in der Sekundarstufe I reduziert werden, um den Politikunterricht zu stärken. Nur so könne garantiert werden, "dass die Schülerschaft in Zeiten der globalen Umbrüche wahrhaft den Herausforderungen gewachsen ist, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Stundenpläne der Schülerinnen hätte". Auch die Absenkung des Wahlalters spreche für eine Stärkung des gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts, der nach Ansicht der Schülervertreter bislang zu kurz komme.
Gegenüber katholisch.de erläuterte ein Sprecher des Landesschülerbeirats am Dienstag, dass eine Abschaffung des Religionsunterrichts nicht gewollt sei und mit der Forderung auch keine Abwertung des Fachs verbunden sein solle. Der Religionsunterricht sei allerdings das einzige Fach, bei dem eine Reduzierung der Stundenzahl möglich sei. Eine Aufstockung der politischen Bildung zulasten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer verbiete sich angesichts des schlechten Abschneidens deutscher Schüler bei internationalen Bildungsvergleichsstudien in diesem Bereich.
Der Landesschülerbeirat ist die gesetzlich und demokratisch legitimierte Vertretung der Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg. Er vertritt die Interessen der 1,5 Millionen Schüler des Landes gegenüber dem Kultusministerium. Seine Mitglieder werden von den Schülersprechern der Schulen des Landes gewählt. 2019 hatte die rheinland-pfälzischen Landesschülervertretung gefordert, den konfessionellen Religionsunterricht komplett abzuschaffen und durch ein Fach zu ersetzen, das über verschiedene Religionen, Weltanschauungen und Kritik an Religion informiere und den Jugendlichen "fundierte, aber auch reflektierte Möglichkeiten der eigenen Glaubensfindung" biete. Der Vorstoß wurde von der Landesregierung abgelehnt. (fxn)