Neuer Altar der Jerusalemer Dormitio-Abtei geweiht
In der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio auf dem Jerusalemer Zionsberg ist der neue Steinaltar der Klosterkirche geweiht worden. Mit der Weihe werde der Altar aller Profanität entzogen und geheiligt, sagte am Dienstag Kardinal Rainer Maria Woelki bei der Feier. Er ist als Erzbischof von Köln zugleich Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande (DVHL), dem Besitzer der Abtei. Woelki rief dazu auf, dem Altar "mit Ehrfurcht zu begegnen". Bei der Feier, zu der neben zahlreichen Vertretern deutscher Institutionen im Heiligen Land sowie des DVHL auch Vertreter anderer Kirchen in Jerusalem anwesend waren, setzte Woelki ein Reliquiar mit Reliquien mehrerer Apostel in den Altar ein. Die Mosaiktafeln an der Vorder- und Rückseite des Altars stammen vom ersten Hochaltar der vor 113 Jahren erstmals geweihten Kirche. Sie seien damit ein "Zeichen der Kontinuität", so der Erzbischof.
Woelki: Altar als "Symbol des gegenwärtigen Gottes in unserer Mitte"
In seiner Predigt erinnerte Woelki an die Nähe der Dormitio-Abtei zum Abendmahlssaal, der an das letzte Abendmahl und die Einsetzung der Eucharistie erinnere. Den Auftrag Jesu "Tut dies zu meinem Gedächtnis" erfülle die Kirche bis heute an jedem Altar, wenn sie sich zur Feier der Eucharistie versammele. Die Weihe des Altars verglich Woelki mit der Eingliederung in die Gemeinschaft der Christen durch Taufe, Firmung und Erstkommunion. Wie Christen durch das Wasser der Taufe und das Chrisamöl geheiligt und Teil der neuen Schöpfung würden, werde der Altar mit Weihwasser und Chrisamöl geheiligt und zum "Symbol des gegenwärtigen Gottes in unserer Mitte".
Der neue Abt der Dormitio, Pater Nikodemus Schnabel, dankte in seiner Ansprache der Bundesregierung für ihre Unterstützung der andauernden Renovierung der Abtei. Es sei ein "prophetischer Schritt, diesen besonderen Ort zu unterstützen". Die Dormitio wolle ein leuchtendes Vorbild der deutschen Gesellschaft im Heiligen Land sein. Gemeinsam mit Christen und Gläubigen anderer Religionen sei man in Jerusalem, "um zusammen nach Gott zu suchen und zu erkennen, dass wir mehr sind als Tiere auf zwei Beinen".
Ein Ort der "berühmten Gastfreundschaft der Benediktiner"
Eine Vertreterin der deutschen Botschaft in Tel Aviv sicherte den Benediktinern sowie den Christen im Heiligen Land die Unterstützung Deutschlands zu. Gegenwärtig verschärfe sich die Situation für Christen im Heiligen Land, die häufig Feindseligkeiten ausgesetzt seien. "Das Klima ist rauer geworden, und das ist nicht hinnehmbar." Die Dormitio und der Zionsberg seien nicht nur ein historisch, politisch und religiös wichtiger Ort und eines der Symbole Jerusalems. Es sei zudem ein Ort der "berühmten Gastfreundschaft der Benediktiner", die sich im Dialog zwischen den Religionen engagierten.
Die deutschsprachige Benediktinerabtei der Dormitio gehört als Blickfang zur Silhouette Jerusalems. Der Bau des Klosters auf dem Zionsberg am Rande der Altstadt begann im März 1906. Es befindet sich dort, wo nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel stattfanden. Die Gründung der Abtei geht auf einen Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Jerusalem zurück, der 1898 an der Einweihung der evangelischen Erlöserkirche teilnahm. Um einen konfessionellen Religionsproporz bemüht, erwarb er auch für die Katholiken seines Landes ein Grundstück in Jerusalem und überließ es dem DVHL. Acht Jahre später trafen die ersten drei Mönche aus der süddeutschen Abtei Beuron ein und begannen mit dem Bau eines Klosters, das an "Mariä Heimgang" (lateinisch: "Dormitio Mariae") erinnern sollte. 1910 wurde die Kirche geweiht, das Kloster 1926 zur Abtei erhoben. (KNA)