Mitbrüder in Afrika sensibel gegenüber Auftreten von Europäern

Missionsbenediktiner: Deutscher Blick auf Weltkirche oft überheblich

Veröffentlicht am 09.08.2023 um 12:31 Uhr – Lesedauer: 

Meschede/Münster ‐ In Deutschland wird in Reformdebatten gerne die Weltkirche angeführt – von verschiedenen Positionen aus. Für den Benediktinerpater Maurus Runge greift das zu kurz: Er wünscht sich einen differenzierteren Blick – so wie seine Mitbrüder in Afrika.

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Der Missionsbenediktiner Maurus Runge mahnt weniger Überheblichkeit mit Blick auf die Weltkirche an. Der Missionsprokurator der Abtei Königsmünster in Meschede schreibt in einem Gastkommentar für das Online-Magazin "Kirche und Leben" (Dienstag), dass in Deutschland meist von "Weltkirche" die Rede sei, wenn es darum gehe, Argumente für oder gegen Reformen zu sammeln. "Da wird entweder gegen eine 'deutsche Nationalkirche' polemisiert, die sich von der weltweiten Kirche abspalte, oder es wird betont, dass die Probleme überall auf der Welt gleich und daher Reformen überfällig seien", so der Mönch. Der Blick auf andere Ortskirchen sei im schlimmsten Fall von einer weißen Überheblichkeit geprägt, die meine, in Deutschland hätte man die Lösung für alle Probleme.

Die Mitbrüder des Missionsbenediktiners in Afrika seien sehr sensibel gegenüber dem Auftreten der Europäer: "Äußern wir Kritik aus einem Modus der Überheblichkeit, weil wir meinen, alleine die Weisheit zu besitzen? Oder hören wir zunächst einmal zu, was die Menschen in den verschiedenen Ortskirchen wirklich brauchen?" Die deutsche Kolonialgeschichte sei oft eine schwierige Altlast, "die geradewegs hineinführt in viele unbewusste Denkweisen und Vorurteile", so Pater Maurus weiter. Er selbst sei im Umgang mit anderen Ortskirchen vor allem Lernender: "Mehr ein Beschenkter denn ein Gebender. Beschenkt von Menschen, die ihren Glauben unter schwierigsten Bedingungen leben. Und gerade in der Auseinandersetzung mit fremden Perspektiven lerne ich die Ausdrucksformen des Glaubens bei uns in Deutschland ganz neu schätzen."

Die Abtei Königsmünster in Meschede (Sauerland) ist ein Kloster der Benediktinerkongregation von St. Ottilien. Als Missionsprokurator ist Pater Maurus für die weltweiten Kontakte zu den Partnerklöstern der Abtei zuständig. Typisch für die Klöster der Ottilianer Kongregation ist die Verbindung benediktinischer Lebensform mit einem Engagement in den jungen Kirchen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, wo sich heute ein Großteil der Klöster der Kongregation befindet. Ein Schwerpunkt dabei ist Tansania mit vier Abteien und drei Prioraten. (fxn)