Jesuit Alt erneut bei Klimaprotest – Festnahme
Der Nürnberger Jesuit und Klimaaktivist Jörg Alt ist am Donnerstag bei einem Protest der sogenannten Letzten Generation in Nürnberg festgenommen worden. "Meine vierte Verhaftung wegen des Haltens einer Rede vom Bürgersteig aus", postete Alt am selben Tag auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter. Zu sehen ist dort auch ein Bild von ihm und weiteren Aktivisten in einem Streifenwagen. Die Straße blockiert habe Alt diesmal nicht, schrieb er.
Zuvor hatte Alt angekündigt, sich erneut an der Aktion beteiligen und einen Vortrag halten zu wollen. "Hört auf die Botschaft. Hört auf, die Botschafter wegzusperren", mahnte er die Staatsregierung. Protestierende zu kriminalisieren und sie in Präventivgewahrsam zu nehmen, löse keine Probleme. Auch werde dieses Vorgehen die Aktivistinnen und Aktivisten nicht von ihren Protesten abhalten. Vielmehr solle die Blockade Anlass sein, um über die Klimakrise zu sprechen.
Kritik an bayerischer Staatsregierung
Erst Ende Juli erhielt der Jesuit Post von der Justiz, weil er vor einem Jahr – am 16. August 2022 – bei einer Straßenblockade vor dem Nürnberger Hauptbahnhof mit Aktivistinnen und Aktivisten von "Extinction Rebellion" sowie der "Letzten Generation" mitgemacht hatte. Eingegangen sei ein Strafbefehl wegen "gemeinschaftlich begangener Nötigung über 60 Tagessätze zu je 50 Euro". Nach eigenen Angaben legte er Einspruch ein.
Die Ansprache Alts am Donnerstag richtete sich vor allen an die bayerische Staatsregierung. Seiner Auffassung nach ist der Freistaat das Land der großen Worte und kleinen Taten, das Land der geschönten Statistiken sowie ein Meister im Ignorieren und Abwehren. Insbesondere bei der Energiewende werde nur zögerlich vorangegangen.
Wie sich ein Jesuit als politischer Aktivist radikalisierte
Er nervt, er stört – und das mit voller Absicht. Das ist nicht unbedingt das, was man von einem Seelsorger erwartet. Pater Jörg Alt ist aber auch politischer Aktivist und würde für seine Ziele sogar ins Gefängnis gehen.
Demnach wurden seit 2022 insgesamt 19 Windkraftanlagen in Betrieb genommen. Damit liege der Freistaat am Ende der bundesdeutschen Statistik, obwohl Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vom "Windkraft-Turbo" spreche, so Alt. Gleichzeitig wolle Bayern bis 2040 CO2-neutral sein und das bei derzeit steigenden Emissionen durch den Verkehrssektor sowie Autoverkehr, der nach den Wahlprogrammen der regierenden Parteien weiter gefördert werden solle.
Auch habe Söder 2019 etwa ökologischen Landbau auf rund ein Drittel der bayerischen Flächen bis 2030 versprochen. "Davon sind wir weit entfernt", resümierte der Jesuit. Für den sozial-ökologischen Umbau brauche es einen Ministerpräsidenten, der sich ehrlich den Fakten stelle und die Wünsche von Wirtschaft sowie Bevölkerung als demokratisches Mandat ernst nehme. Gerade als eines der wirtschaftsstärksten Länder in Europa berge Bayern das Potenzial mit gutem Vorbild voranzugehen.
Es bringe nichts, auf die Demonstrierenden zu schimpfen, betonte Alt. "Schimpft auf die PolitikerInnen, deren Ignoranz des Pariser Klimaschutzabkommens, des Karlsruher 'Klimaurteils' und des eignen Klimagesetzes unsere Blockade überhaupt erst nötig macht." Bürgerinnen und Bürger müssten sich zudem Wege überlegen, das "lebensbedrohliche fossile Weiter-So" zu stoppen – ob durch Kaufboykott, Divestment, Streik oder Wahlen. (KNA)
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