Zugriffsversuche auf Porno-Seiten in Köln waren keine Meldung wert
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Vielleicht war es das Sommerloch, vielleicht die Erwartung, dass die Kombination aus Erzbistum Köln und Sex von öffentlichem Interesse sein muss. Eingedampft war die Nachricht eigentlich unspektakulär: Das Erzbistum habe seine IT-Sicherheit getestet und der Test sei positiv verlaufen. Aufsehen erregte nur der Zusatz, bei besagtem Test seien Zugriffsversuche von Dienstrechnern auf Porno-Webseiten entdeckt worden.
Nun ist die Nutzung von Dienstrechnern für Pornokonsum immer eine schlechte Idee. Das ist für die Betroffenen peinlich, aber keine Straftat. Sofern dies nicht zu einem Rechtsstreit führt, gibt es keinerlei Grund, diesen Vorgang an die Öffentlichkeit zu tragen. Dabei habe ich persönlich gar keine besondere Beziehung zum Erzbistum Köln. Mir geht es um etwas Grundsätzliches. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem peinliche, aber strafrechtlich nicht relevante Fehltritte über Medien verbreitet und Menschen öffentlich bloßgestellt werden. Es ist ein Kennzeichen schlimmster politischer Systeme und einer Demokratie nicht würdig.
Zudem habe ich auf dem Synodalen Weg selbst für einen Handlungstext gestimmt, der betont, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht nur an den (privaten) Handlungen der Individuen zu bemessen ist, sondern von der Praxis der kirchlichen Einrichtungen insgesamt abhängt. In diesem Sinne bemisst sich auch die Glaubwürdigkeit des Erzbistums Köln nicht an dienstrechtlichen Verfehlungen einzelner Personen. Das Erzbistum sollte daran bemessen werden, wie es öffentlich wirksam wird und wie es mit Straftaten umgeht. Versuche heimlichen Pornokonsums, die von der Firewall abgeblockt werden, gehören in keine der beiden Kategorien.
Zum dritten spielen die Medien eine wichtige Rolle bei der Aufklärung sexuellen Missbrauchs in der Kirche und seiner Vertuschung. Sie sollten ihre eigene Glaubwürdigkeit nicht verspielen, indem sie wirklich Skandalöses und Zotiges unzureichend unterscheiden. Gerade weil sie so wichtig sind, dürfen sie auf keinen Fall den Eindruck erwecken, persönliche Rechnungen zu begleichen, schmutzige Wäsche zu waschen oder billige Klicks zu haschen.
Die Autorin
Dr. Juliane Eckstein ist Theologin und Alttestamentlerin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie erforscht derzeit den Zusammenhang von Ökologie und Göttlichkeit in den prophetischen Schriften.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.