Luca Casarini wurde vom Papst als Weltsynoden-Teilnehmer berufen

Synodaler: Habe durch Arbeit mit Migranten Glauben wiederentdeckt

Veröffentlicht am 05.10.2023 um 14:59 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Luca Casarini war einst Linksradikaler, seit fünf Jahren ist er in der Flüchtlingsarbeit aktiv. Papst Franziskus hat ihn zur Weltsynode eingeladen. Auch durch den Pontifex habe er wieder Zugang zur Kirche gefunden, sagt er.

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Luca Casarini, vom Papst berufener Teilnehmer der Weltsynode im Vatikan, hat durch seine Arbeit für Migranten den christlichen Glauben wiederentdeckt. In seiner Jugend habe er sich von der Kirche distanziert, doch durch sein soziales Engagement sei er wieder in Kontakt mit Priestern, sagte der Seenotretter und frühere Linksradikale im Interview mit der italienischen Zeitung "Avvenire" (Mittwoch). Durch seine Arbeit mit Flüchtlingen und seine Freundschaft mit Papst Franziskus, habe er wieder "Zugang zu einer offenen Kirche" gefunden.

Casarini arbeitet seit fünf Jahren für die italienische Nichtregierungsorganisation "Mediterranea Saving Humans", die es sich zur Aufgabe gemacht hat, in Seenot geratene Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. Italienischen Medienberichten zufolge war er in den 1990er Jahren in der Hausbesetzer-Szene aktiv und als Anführer der globalisierungskritischen Bewegung "Tute Bianche" an gewalttätigen Demonstrationen beteiligt.

Eine Stimme für Migranten

Casarini empfindet die Entscheidung des Papstes, ihn zum Teilnehmer der Synode zu berufen, "als ein großes Geschenk". Er sehe sich selbst aber nur als Randfigur im kirchlichen Kontext, so der 56-Jährige Italiener. Dennoch versteht der Aktivist seine Teilnahme an der Weltsynode als einen Dienst: "Ich möchte die Stimme derer sein, die das Mittelmeer überqueren und von den Behörden, den Regierungen und der öffentlichen Meinung als Feinde betrachtet werden, nur weil sie in einem anderen Teil der Welt geboren wurden", so Casarini. 

Papst Franziskus hatte Casarini im Juli auf die Liste der "Sonderdelegierten" gesetzt, die mit Rederecht, aber ohne Stimmrecht an der Weltsynode im Vatikan teilnehmen. Die mehr als 450 Teilnehmer der Synode haben am Mittwoch ihre Arbeit aufgenommen. Die Kirchenversammlung ist Teil des weltweiten synodalen Prozesses, den Franziskus 2021 angestoßen hatte. Die Synode tagt bis Ende Oktober und trifft sich im kommenden Jahr zu einer zweiten Versammlung im Vatikan. (mtr)