Naumburger Dom: Altar kehrt an umstrittenen Ort zurück
Ein Jahr lang war er auf Reisen: Am Samstagabend ist die Rückkehr des Cranach-Triegel-Altars in den Naumburger Dom mit einer musikalischen Vesper gefeiert worden. Domdechantin Karin von Welck sprach von "vorgezogenen Weihnachten". Sie hofft, dass die jetzt gefundene Lösung auch über 2025 hinaus Bestand haben wird.
Der Marienaltar war bereits von Juli bis Dezember 2022 im Westchor des Domes zu sehen, der zum Unesco-Welterbe gehört. Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Nur die beiden Seitenflügel blieben erhalten. Der 1968 geborene Leipziger Maler Michael Triegel ergänzte ihn um einen Mittelteil.
Die Wiederaufstellung des Altars war stets umstritten. Kritik kam unter anderem vom Internationalen Rat für Denkmalpflege Icomos, der im Auftrag der Unesco Welterbestätten begutachtet. Demnach soll der Altar die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor verdecken, insbesondere auf die der Uta von Naumburg. Auch über eine mögliche Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels wurde diskutiert. Vor diesem Hintergrund hatten die Domstifter 2022 eine zunächst für drei Jahre geplante Ausstellung verkürzt und den Altar auf Reisen geschickt.
Der Altar war nach Angaben der Vereinigten Domstifter am Dienstag und Mittwoch mit einem Kran wieder in der Kirche aufgestellt worden. Während der Vesper am Samstag wurden die Seitenflügel begleitet von adventlichen Gesängen der Naumburger Domsingschule geöffnet. Er soll bis Juli 2025 präsentiert werden – bis zur Passionszeit durchgehend geöffnet, danach nur an Wochenenden und Feiertagen. Dem habe das Welterbezentrum der Unesco zugestimmt, hieß es.
Die richtigen Weichen für die Zukunft seien nun gestellt, betonte Domdechantin Welck. An der Vesper am Samstag nahmen auch der evangelische Regionalbischof Johann Schneider und der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige teil. (epd)