Kardinal Sarah: "Fiducia supplicans" ist häretisch
Der emeritierte Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Robert Sarah, hat scharfe Kritik an der vatikanischen Erklärung "Fiducia supplicans" zur Segnung homosexueller Paare geäußert. Mit seiner Kritik stelle er sich nicht gegen Papst Franziskus, schreibt Sarah in einem Aufsatz am Wochenende, "sondern entschieden und radikal gegen eine Häresie, die die Kirche, den Leib Christi, ernsthaft untergräbt". Sarah dankte den afrikanischen Bischofskonferenzen, die sich gegen "Fiducia supplicans" gewand und solche Segnungen untersagt hatten. Er unterstütze ihren entschiedenen Widerstand und rufe jeden Bischof auf, dasselbe zu tun.
Aufgrund der Treue zu Christus und seinen Lehren sei es unmöglich, "unmenschliche Ideologien zu akzeptieren, die von einem entchristlichten und dekadenten Westen gefördert werden", so Sarah. In Afrika herrsche noch ein ausgeprägtes Bewusstsein für den notwendigen Respekt vor der von Gott geschaffenen Natur, schreibt Sarah.
Vor allem in afrikanischen Ländern hatte es nach der Veröffentlichung von "Fiducia supplicans" erhebliche Vorbehalte gegeben, unter anderem hatte sich die nigerianische Bischofskonferenz gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare positioniert. Von den 69 Ländern weltweit, die gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisiert haben, liegen 33 in Afrika. Doch auch andernorts gab es Gegenwind für die Erklärung: Die polnische Bischofskonferenz lehnte Segnungen ab, in den USA zeigten sich anhand der Rezeption des Dokuments bereits seit Jahren bestehende tiefe Spaltungen in der Kirche.
Sarah: "Was ist gut, wahr und menschlich an einer homosexuellen Beziehung?"
Die vatikanische Erklärung habe Verwirrung und Spaltung gebracht, so Sarah. Medien und Bischöfe, die behaupteten, die Kirche könne nun gleichgeschlechtliche Partnerschaften segnen, würden lügen und am Bösen mitarbeiten. "Sie erzeugen nur Fehler, Skandale, Zweifel und Enttäuschungen. Diese Bischöfe ignorieren oder vergessen die strenge Warnung Jesu", so Sarah
"Fiducia supplicans" behaupte, dass ein Segen für gute, wahre und menschliche Elemente in Beziehungen gespendet werden könne. Sarah fragt: "Aber was ist gut, wahr und menschlich an einer homosexuellen Beziehung, die in der Heiligen Schrift und Tradition als schwere und 'in sich ungeordnete' Verderbtheit definiert wird?" Gelebte Homosexualität sei "intrinisch gestört" und kein Ausdruck "echter emotionaler und sexueller Komplementarität", so der Kardinal. Ausgehend von dieser Verurteilung müssten Bischofskonferenzen ihren pastoralen Dienst gegenüber homosexuellen Menschen aufbauen, so Sarah. Jede Pastoral, die das nicht berücksichtige, scheitere. Für Sünder gelte es daher stets, um Bekehrung zu beten. Das Gebet der Kirche werde niemandem verweigert. Aber es könne "niemals dazu missbraucht werden, eine Legitimation der Sünde, der Struktur der Sünde oder gar des unmittelbar bevorstehenden Anlasses der Sünde zu sein".
Robert Sarah war von 2014 bis 2021 Präfekt der Gottesdienstkongregation. Während seiner Amtszeit kam es zu Spannungen mit dem Papst aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen zur Ordnung der Liturgie, etwa mit Blick auf die Zelebrationsrichtung oder die Übersetzung liturgischer Bücher. Der Kardinal betont aber stets, kein Gegner des Papstes zu sein. Auch nach seiner Emeritierung als Präfekt äußert sich Sarah regelmäßig zu Fragen der Entwicklung der Kirche. Mit Blick auf den Synodalen Weg in Deutschland sagte der Kardinal im vergangenen Jahr, manche würden "zum Verrat verleitet, indem sie das Schiff verlassen, um den modischen Mächten zu folgen". (ben)