Bischöfe Afrikas suchen gemeinsame Linie zur Segnung Homosexueller
Die Bischöfe in Afrika suchen nach einer gemeinsamen Linie zur neuerdings vom Vatikan erlaubten Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (Foto oben) als Vorsitzender des gesamtafrikanischen Bischofsrats SECAM hat deshalb alle Bischofskonferenzen des Kontinents aufgerufen, ihre Haltung dazu zu formulieren und ihm bis Mitte Januar zu schicken. Daraus will er dann eine gemeinsame Stellungnahme an den Vatikan verfassen, die als "allgemeine Richtlinie für alle Ortskirchen auf unserem Kontinent" dienen soll. Der Kardinal gehört auch dem Kardinalsrat an, dem wichtigsten Beratergremium von Papst Franziskus.
In einem Brief an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der afrikanischen Länder, über den zuerst das Portal "The Pillar" berichtete, schrieb Ambongo weiter, ihm gehe es darum, den Christen in Afrika eine klare Hilfe zur Orientierung zu geben. Die "Mehrdeutigkeit" der Erklärung, die sich auch für Interpretationen und Manipulationen eigne, löse bei den Gläubigen große Ratlosigkeit aus: "Und ich glaube, dass wir uns als Hirten der Kirche in Afrika zu diesem Thema klar äußern müssen, um unseren Christen eine klare Richtung zu geben."
Einzelne Bischofskonferenzen gegen Segnung
Am Donnerstag hatten lokale Medien berichtet, dass sich die Bischofskonferenz in Afrikas bevölkerungsreichstem Land Nigeria klar gegen die vom Vatikan erlaubte Segnung gleichgeschlechtlicher Paare stelle. In einer Erklärung heißt es, das neue Vatikan-Papier "Fiducia supplicans" ändere die katholische Lehre über die Ehe nicht. Deshalb gebe es in der Kirche "keine Möglichkeit, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften oder Betätigungen zu segnen. Das würde gegen Gottes Gesetz, die Gesetze unseres Landes, die Lehren der Kirche und das kulturelle Empfinden unseres Volkes gehen." Homosexuelle Handlungen sind in Nigeria und in vielen anderen afrikanischen Ländern gesetzlich verboten und werden zum Teil sehr hart bestraft.
Am Vortag hatten bereits die deutlich kleineren Bischofskonferenzen von Malawi und Sambia ähnlich lautende Erklärungen veröffentlicht. Sie reagierten damit auf eine am Montag publizierte Grundsatzerklärung des vatikanischen Glaubensdikasteriums. Darin hatte dieses festgestellt, dass eine Segnung gleichgeschlechtlicher und auch nach einer Scheidung wiederverheirateter Paare durch Geistliche möglich sei, sofern eine Verwechslung mit dem Ehesakrament konsequent vermieden werde.
Sollten sich die afrikanischen Bischöfe in dieser Frage klar gegen Papst und Vatikan positionieren, könnte daraus ein großes Problem für Franziskus entstehen. Denn anders als etwa in Europa und Amerika wächst die Kirche in Afrika. Dort gehen auch die Zahl der Gottesdienstbesucher und der Priesteramtskandidaten deutlich nach oben. (KNA)