Die katholische Unternehmensberatung MDG wird 40 Jahre alt

Raten, Ringen, Retten

Veröffentlicht am 07.05.2015 um 00:00 Uhr – Von Christoph Renzikowski (KNA)  – Lesedauer: 
Wirtschaft

München ‐ Ohne Anzug gehen auch die katholischen Unternehmensberater nicht zum Kunden. Trotzdem will sich die "MDG" von der Branche abheben. Die Firma wird nun 40 Jahre alt.

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Am Beginn der Firmengeschichte steht ein Schock: 1971 wurde die überregionale katholische Wochenzeitung "Publik" eingestellt, vor allem wegen ihrer zu geringen Auflage. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der nur drei Jahre auf dem Markt befindlichen Publikation waren unübersehbar. Doch das Echo auf das Aus fiel so verheerend aus, dass sich der deutsche Episkopat, angetrieben vom damaligen "Medienbischof" Georg Moser aus Rottenburg-Stuttgart, zu einem "publizistischen Sofortprogramm" entschloss. Zu dessen Hauptpunkten zählte die Gründung der MDG.

MDG als Servicegesellschaft für in Not geratene Verlage

Die Bischöfe, die bei der Würzburger Synode (1971-1975) von vielen Laien für die Einstellung von "Publik" verantwortlich gemacht worden waren, wollten mit ihrem "Sofortprogramm" aus der Defensive herauskommen. Die MDG wurde konzipiert als Servicegesellschaft, die in Not geratenen Verlagen Hilfe zur Selbsthilfe leisten und dabei auch Innovationen anstoßen sollte. Dabei hatte das Unternehmen von Anfang an mit Vorbehalten zu kämpfen. Im traditionell stark diözesan geprägten kirchlichen Mediensektor wurde die MDG als Agent von Zentralisierungsbestrebungen beargwöhnt.

Tatsächlich gibt es bis heute - trotz mehrerer Anläufe, die dazu auch von der MDG unternommen wurden - keine bundesweit erscheinende Kirchenzeitung. Allerdings begleitete die Unternehmensberatung mehrere Bistumsverlage bei Kooperationen. Und sie beförderte den Aufbau eines katholischen Medienhauses in Bonn, das seit 2011 die wichtigsten überregionalen publizistischen Aktivitäten der Kirche unter einem Dach zusammenfasst. Aber die MDG ging auch über die Dörfer: Klosterbuchläden wurden bei der Neuausrichtung ihres Sortiments unterstützt. Viele Bistümer und große katholische Verbände sowie Unternehmen engagierten die Gesellschaft bei Umstrukturierungen.

Mit acht Beratern und einem Jahresumsatz von rund zwei Millionen Euro zählt die MDG zu den Mittelständlern in ihrer Branche. Mit Größen wie McKinsey oder Roland Berger, die ebenfalls in München ansässig sind, tut man sich im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter schwer. Ihre Marktchance sieht die MDG in einer klaren Werteorientierung ("Der Mensch im Mittelpunkt"). Kunden erhalten nicht nur kluge Tipps, die sie dann selbst umsetzen müssen, sondern werden auch bei komplexen Veränderungsprozessen begleitet.

Wilfried Günther ist Geschäftsführer der MDG (Medien-Dienstleistung GmbH).
Bild: ©KNA

Wilfried Günther ist Geschäftsführer der MDG (Medien-Dienstleistung GmbH).

Viel beachtete Marktanalysen vorgelegt

Mit dem "MDG-Trendmonitor religiöse Kommunikation" und der "MDG-Milieustudie" hat die Beratungsgesellschaft in den vergangenen 20 Jahren wiederholt viel beachtete Marktanalysen vorgelegt. Auf die Ergebnisse greifen inzwischen nicht mehr nur Verlage, sondern auch Erwachsenenbildner und Seelsorger zurück, die gerne genauer wissen wollen, wie ihre Zielgruppe denn so tickt.

Ein bisschen bedauert MDG-Geschäftsführer Wilfried Günther (58), dass die Expertise seines Hauses nicht schon überall dort nachgefragt wird, wo sie aus seiner Sicht nützlich sein könnte. Bei der "Weltbild"-Krise, der Neuausrichtung ganzer Bistümer oder bei der jüngsten vatikanischen Umfrage zur Familiensynode wurde die MDG nicht mit ins Boot genommen. Hier gilt es für Günther noch Überzeugungsarbeit zu leisten.

MDG feiert mit Fachtagung

Die katholische Unternehmensberatung MDG feiert am Donnerstag in Fürstenfeldbruck mit einer Fachtagung ihr 40-jähriges Bestehen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hält einen Vortrag über Trends und Risiken der digitalen Zukunft. Weitere Mitwirkende beim "MDG.Medienforum" sind der Vize-Chef des Springer-Verlags, Christoph Keese, und der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst aus Rottenburg-Stuttgart. Die MDG Medien-Dienstleistung ist ein Tochterunternehmen des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD). Sie berät seit 1975 kirchliche Verlage, Buchhandlungen und Medienhäuser, aber auch Verbände, Bistümer, Orden und andere Institutionen. Mit acht Beratern, einem Umsatz von zwei Millionen Euro und bis zu 140 Projekten im Jahr zählt die in München ansässige Firma zu den Mittelständlern. Über die Medienbranche hinaus bedeutsam wurde die mit dem Heidelberger Sinus-Institut durchgeführte "MDG-Milieustudie" (2004 und 2009). (KNA)
Von Christoph Renzikowski (KNA)