Raten, Ringen, Retten
Am Beginn der Firmengeschichte steht ein Schock: 1971 wurde die überregionale katholische Wochenzeitung "Publik" eingestellt, vor allem wegen ihrer zu geringen Auflage. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der nur drei Jahre auf dem Markt befindlichen Publikation waren unübersehbar. Doch das Echo auf das Aus fiel so verheerend aus, dass sich der deutsche Episkopat, angetrieben vom damaligen "Medienbischof" Georg Moser aus Rottenburg-Stuttgart, zu einem "publizistischen Sofortprogramm" entschloss. Zu dessen Hauptpunkten zählte die Gründung der MDG.
MDG als Servicegesellschaft für in Not geratene Verlage
Die Bischöfe, die bei der Würzburger Synode (1971-1975) von vielen Laien für die Einstellung von "Publik" verantwortlich gemacht worden waren, wollten mit ihrem "Sofortprogramm" aus der Defensive herauskommen. Die MDG wurde konzipiert als Servicegesellschaft, die in Not geratenen Verlagen Hilfe zur Selbsthilfe leisten und dabei auch Innovationen anstoßen sollte. Dabei hatte das Unternehmen von Anfang an mit Vorbehalten zu kämpfen. Im traditionell stark diözesan geprägten kirchlichen Mediensektor wurde die MDG als Agent von Zentralisierungsbestrebungen beargwöhnt.
Tatsächlich gibt es bis heute - trotz mehrerer Anläufe, die dazu auch von der MDG unternommen wurden - keine bundesweit erscheinende Kirchenzeitung. Allerdings begleitete die Unternehmensberatung mehrere Bistumsverlage bei Kooperationen. Und sie beförderte den Aufbau eines katholischen Medienhauses in Bonn, das seit 2011 die wichtigsten überregionalen publizistischen Aktivitäten der Kirche unter einem Dach zusammenfasst. Aber die MDG ging auch über die Dörfer: Klosterbuchläden wurden bei der Neuausrichtung ihres Sortiments unterstützt. Viele Bistümer und große katholische Verbände sowie Unternehmen engagierten die Gesellschaft bei Umstrukturierungen.
Mit acht Beratern und einem Jahresumsatz von rund zwei Millionen Euro zählt die MDG zu den Mittelständlern in ihrer Branche. Mit Größen wie McKinsey oder Roland Berger, die ebenfalls in München ansässig sind, tut man sich im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter schwer. Ihre Marktchance sieht die MDG in einer klaren Werteorientierung ("Der Mensch im Mittelpunkt"). Kunden erhalten nicht nur kluge Tipps, die sie dann selbst umsetzen müssen, sondern werden auch bei komplexen Veränderungsprozessen begleitet.
Viel beachtete Marktanalysen vorgelegt
Mit dem "MDG-Trendmonitor religiöse Kommunikation" und der "MDG-Milieustudie" hat die Beratungsgesellschaft in den vergangenen 20 Jahren wiederholt viel beachtete Marktanalysen vorgelegt. Auf die Ergebnisse greifen inzwischen nicht mehr nur Verlage, sondern auch Erwachsenenbildner und Seelsorger zurück, die gerne genauer wissen wollen, wie ihre Zielgruppe denn so tickt.
Ein bisschen bedauert MDG-Geschäftsführer Wilfried Günther (58), dass die Expertise seines Hauses nicht schon überall dort nachgefragt wird, wo sie aus seiner Sicht nützlich sein könnte. Bei der "Weltbild"-Krise, der Neuausrichtung ganzer Bistümer oder bei der jüngsten vatikanischen Umfrage zur Familiensynode wurde die MDG nicht mit ins Boot genommen. Hier gilt es für Günther noch Überzeugungsarbeit zu leisten.