Die Briefmarke feiert Jubiläum

Bildergeschichten des Glaubens

Veröffentlicht am 10.05.2015 um 00:00 Uhr – Von Von Janina Mogendorf – Lesedauer: 
Philatelie

Bonn ‐ Sie sind nur ein Fetzen Papier. Doch Briefmarken können begeistern. Es gibt sogar Sammler, die sich auf christliche Motive spezialisiert haben. Im Mai wird die Briefmarke 175 Jahre alt.

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Wie viele Briefmarken seither gedruckt wurden und viele Jahrzehnte lang sie die Kommunikation zwischen Verwandten, Freunden, Geschäftsleuten und Liebenden möglich gemacht haben, lässt sich kaum schätzen. Heute werden jährlich weltweit mehrere Milliarden Marken verbraucht. Alleine in Deutschland liefern die modernen Druckmaschinen der Bundesdruckerei rund vier Milliarden Briefmarken pro Jahr. Die Auflagen variieren stark und gehen bis in die Millionenhöhe.

Angesichts dieser Zahlen mag man trotz der briefmarkenfernen Chat-Generation keinen Abgesang auf das gute alte Postwertzeichen anstimmen. Das würden allein die vielen passionierten Sammler nicht zulassen. Auch wenn der philatelistische Nachwuchs in der Tat meist schon die Frührente erreicht hat, wie Franz-Josef Kampmeyer, Vorsitzender der Sammlergilde Sankt Gabriel erzählt. Die ökumenische Gilde ist nach dem Erzengel Gabriel benannt, dem Patron der Post und der Philatelie.

50.000 christliche Marken weltweit

Sie wurde im Jahr 1930 von den Franziskanern Gabriel Schmidt und Clemens Anheuser gegründet und hat sich auf christliche Briefmarkenmotive und Sonderstempel spezialisiert. Ein mittlerweile riesiges Sammelgebiet mit rund 50.000 Briefmarken weltweit: Da gibt es Briefmarken von Heiligen und von Kirchenfesten, von Kathedralen und von christlicher Fenstermalerei, von Kirchentagen und Papstbesuchen, christlichen Widerstandskämpfern und Orden. "Zu den ersten christlichen Motiven gehörte das Kreuz, zu den weltweit am häufigsten abgebildeten die Mutter Gottes und Ostermotive des auferstandenen Christus", erzählt Kampmeyer.

Briefmarken des Vatikan während der Sedisvakanz
Bild: ©KNA

Sonderbriefmarken der Vatikanpost zur Sedisvakanz nach dem Tod von Papst Johannes Paul II.

Er selbst sammelt Marken zur Geschichte und zum Umfeld der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der er seit fünfzig Jahren angehört. Außerdem hat der Osnabrücker eine fast vollständige Sammlung an Sonderstempeln und Briefmarken der 104 Papstreisen von Johannes Paul II. zusammengetragen. "Sonderstempel zu bekommen ist schwieriger, als Briefmarken zu finden, denn die Stempel werden in der Regel nach drei Monaten vernichtet", erklärt der Philatelist. Seine liebste Marke ist die zum Besuch Papst Johannes Paul II. in New York. "Da sind noch die Zwillingstürmen im Hintergrund zu sehen, ein Jahr vor den Terroranschlägen."

Etwas Besonderes gab es auch 2007 zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. Mit der damaligen Sonderbriefmarke machte das Bundesfinanzministerium eine Ausnahme. Denn eigentlich werden - bis auf die Bundespräsidenten - grundsätzlich keine Persönlichkeiten schon zu Lebzeiten auf Briefmarken der Deutschen Post abgebildet. Die Marke zeigt den Papst während des Weltjugendtages in Köln. Erstausgabetag war der 12. April 2007.

Briefmarken erzählen Geschichten und dokumentieren ganze Epochen, egal um welches Sammelfeld es sich nun handelt. Für die katholischen und evangelischen Mitglieder der Gabriel-Gilde ist es ein wichtiges Anliegen ihre Schätze nicht im stillen Kämmerlein zu horten. "Wir studieren ihre Bedeutung und ihren Inhalt, arbeiten sie auf und stellen sie aus", zählt Kampmeyer auf. "Das ist für uns eine Art der Verkündigung. Wir möchten unseren Glauben und das Christentum nach außen zeigen." So kommen ganze "Bildergeschichten des Glaubens" zustande, wie es vor einigen Jahren Kardinal Karl Lehmann nannte, der früher selbst Hobbysammler gewesen ist.

Die Sonderbriefmarken zur Sedisvakanz, im Hintergrund der Petersdom.
Bild: ©KNA

Sonderpostwertzeichen der Vatikanpost zur Sedisvakanz nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. am 28. Februar 2013. Die Briefmarken haben einen Wert von 70, 85, 200 und 250 Cent. Die Tradition von Sonderbriefmarken zur Sedisvakanz gibt es seit 1939. Als Postwertzeichen sind sie nur bis zur Wahl eines neuen Papstes gültig.

Eine Berühmtheit unter den christlichen Marken

Der Wert der einzelnen Marke spielt für die Mitglieder der Gabriel-Gilde indes eine untergeordnete Rolle. "Thema und Motiv sind für uns wesentlich wichtiger", macht Kampmeyer deutlich. Dennoch gibt es auch unter christlichen Marken besonders wertvolle. Eine Berühmtheit ist der Gelbe Dom. Die Fünf-Pfennig-Briefmarke aus dem Jahr 1948 zeigt einen Fehldruck des Kölner Doms und ist laut Kölner Stadt-Anzeiger wertvoller als die Blaue Mauritius. Ursprünglich sollte sie als Luftpostmarke auf den Markt kommen. Der Weltpostverein bemängelte jedoch die gelbe Farbe. Daraufhin wurde die Marke eingestampft und in Blau neu gedruckt.

Dass Briefmarken auch durchaus Gutes tun können, zeigen die deutschen Wohlfahrtsmarken, die nach Kriegsende im Jahr 1949 zum ersten Mal unter dem Stichwort "Helfer der Menschheit" aufgelegt wurden. Für diese spezielle Art von Briefmarken wird neben dem reinen Portobetrag ein Zuschlag erhoben und für wohltätige Zwecke gespendet. Die Idee hatte der damalige Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Kuno Joerger. Er war selbst Philatelist und wollte die Wohltätigkeitsmarken des Deutschen Reiches wiederbeleben. Die erste Serie der Wohlfahrtsmarken zeigte unter anderem die Heilige Elisabeth von Thüringen .

Bis heute sind fast vier Milliarden Wohlfahrtsmarken verkauft worden. Darunter vor allem weltliche Themen wie Märchen, Altes Spielzeug, Blumen, Bauernhäuser oder Oldtimer. Einige erreichten eine Auflage von zwanzig Millionen Stück. Zusätzlich zu den Wohlfahrtmarken kommen seit 1969 jährlich Weihnachtsmarken heraus, ebenfalls mit einem Zuschlag für wohltätige Zwecke. Sehr häufig zeigen sie christliche Motive, etwa Bilder aus dem Lukas-Evangelium oder Krippendarstellungen. Die Weihnachtsmarken 2013 und 2014 waren dem Stern von Bethlehem gewidmet, 2015 lautet das Motiv "Stille Nacht".

Die Gabriel-Gilde

Die Gabriel-Gilde wurde 1930 von den Franziskanern Gabriel Schmidt und Clemens Anheuser ins Leben gerufen und ist damit die älteste Gemeinschaft von Philatelisten, die sich der christlichen Thematik verschrieben hat. Derzeit gehören ihr etwa 350 Sammler an. Sie sehen ihren Auftrag "in der Verkündigung des Wortes Gottes und dem Verbreiten und Bewahren des christlichen Kulturgutes mit den Elementen thematischer Philatelie". Mit den Gilden in Europa und Übersee bildet die Gabriel-Gilde seit 1953 den Weltbund St. Gabriel.

Besondere Briefmarken

Briefmarken sind bei Weitem nicht immer aus Papier. In der Tat gibt es sie aus unterschiedlichsten Materialien, darunter Holz, Stahl, Gold, Silber, Aluminium oder bestickter Stoff. Es gibt Marken mit eingebauten Kristallen, mit Meteorstaub oder mit Tennisplatzasche. Marken in Schallplattenform, die man auf einem Plattenspieler abspielen kann und Marken mit Wackelbildern, auf denen der Betrachter je nach Blickwinkel gleich mehrere Motive sieht. Auch die Form kann durchaus variieren. So gibt es Marken mit drei Ecken, in Früchteform oder in Form eines Landes. Der Vatikan gab im Jahr 2009 erstmals eine Briefmarke mit Blindenschrift heraus.
Von Von Janina Mogendorf