Der Geistliche sei "arrogant und narzisstisch" gewesen

Medienbericht: Neue Anschuldigungen gegen Ex-Jesuit Rupnik

Veröffentlicht am 29.01.2024 um 17:06 Uhr – Lesedauer: 

Koper ‐ Der mutmaßliche Missbrauchstäter Marko Rupnik wurde im Juni vergangenen Jahres aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen. Später löste der Vatikan seine Loyola-Gemeinschaft auf – nun enthüllt ein weiteres Opfer Missbrauchsdetails.

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Eine ehemalige Ordensfrau der kürzlich vom Vatikan aufgelösten Loyola-Gemeinschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen den früheren Jesuiten und Mosaikkünstler Marko Rupnik. Wie die italienische Zeitung "Domani" (Samstag) berichtet, soll Rupnik der damaligen Novizin Anfang der 1990er Jahre den Finger gebrochen haben. Der aus dem Jesuitenorden ausgeschlossene slowenische Geistliche habe ihre Hände gepackt und mit großer Kraft zusammengedrückt. "Es tat weh, aber er hörte nicht auf", sagte die Ordensfrau der Zeitung – so lange, bis der Finger gebrochen war. Rupnik habe sich nicht entschuldigt, sondern gesagt: "Jetzt haben Sie das ewige Siegel der Gesellschaft Jesu". Und: "Ich habe es aus Liebe getan."

Dem Zeitungsbericht zufolge soll die Ordensfrau mit 24 Jahren in die von Rupnik in den 1980er Jahren gegründete Loyola-Gemeinschaft eingetreten sein und trotz Schwierigkeiten in der Gemeinschaft 1993 zusammen mit anderen Schwestern die feierlichen Gelübde abgelegt haben. Die geschilderten Vorfälle sollen sich demnach in der Zeit abgespielt haben, in der sie noch Novizin der Gemeinschaft war. Rupnik habe sie jedoch daran gehindert, sich nach den Vorfällen in ärztliche Behandlung zu begeben und ihr verboten, darüber zu sprechen.

"Arrogant und narzisstisch…"

Der heute 69-jährige Rupnik sei "extrem arrogant und narzisstisch" gewesen, erzählt das ehemalige Mitglied der Loyola-Gemeinschaft. Er habe immer wieder gesagt, er sei der "größte Künstler und Dichter" Sloweniens, erinnert sie sich. Sie schilderte auch weitere Situationen: So sei der ehemalige Jesuit zum alleinigen geistlichen Begleiter aller Novizinnen und Novizen ernannt worden; bei der Beichte habe er immer den Raum abgeschlossen und den Schlüssel in die Tasche gesteckt, eine freie Wahl des Beichtvaters habe es nicht gegeben.

Durch den Widerstand gegen ihn, so die Ordensfrau, sei sie zunehmend unter Druck geraten, der auch nach der Trennung von Rupnik und der Oberin Ivanka Hosta wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Gründung der Gemeinschaft anhielt. Unter der alleinigen Leitung von Hosta erlebte die damals noch junge Ordensfrau "alle Arten von geistlichem Missbrauch, bis hin zur Anstiftung zum Selbstmord". Und weiter: "Ich musste verfügbar, gehorsam und unterwürfig sein, durfte nicht mehr meinem Gewissen folgen."

Dem slowenischen Geistlichen werden seit Jahren verschiedene Formen des Missbrauchs vorgeworfen. Nachdem bekannt geworden war, dass Rupnik in das slowenische Bistum Koper versetzt werden sollte, kündigte Papst Franziskus im Oktober überraschend eine neue Untersuchung an. Mehrere Frauen hatten dem Priester und Mosaikkünstler vorgeworfen, seine Autorität ausgenutzt und sie sexuell missbraucht zu haben. Im Juli vergangenen Jahres hatten die Jesuiten Rupnik aus dem Orden ausgeschlossen, weil er wiederholt gegen Auflagen verstoßen hatte. Inzwischen ist das slowenische Bistum Koper für ihn zuständig, die Slowenische Bischofskonferenz distanzierte sich, und das vatikanische Ordensdikasterium löste die Loyola-Gemeinschaft Ende Oktober 2023 auf. (mtr)