"Aktueller denn je"
In ihrem Gemeinsamen Wort würdigen die Kirchen, dass sich Deutschland in den vergangenen vier Jahrzehnten zu einem Einwanderungsland entwickelt habe. Zugleich müsse man kritisch anmerken, dass Teile der Bevölkerung Probleme mit der zunehmenden gesellschaftlichen Vielfalt hätten, so der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos von Deutschland.
"In den vergangenen Monaten mussten wir erkennen, dass es in Deutschland auch heute noch offenen und verdeckten Rassismus gibt", so die Kirchenvertreter weiter. Das Konzept der Interkulturellen Woche solle jeder Form von Ausgrenzung etwas entgegen: "Begegnung führt zum Abbau von Ängsten und lässt aus Unbekannten geschätzte Nachbarn, Freundinnen und Freunde werden. Gespräche schaffen Verständnis. Gesellschaftliche Teilhabe erlaubt volle Gleichberechtigung und lässt Integration wachsen."
Deutliche Kritik an Dublin-Verordnung
Angesichts der dramatischen Situation im Mittelmeer sehen die Kirchenvertreter auch für die deutsche Gesellschaft eine große Herausforderung: "Wir dürfen nicht sehenden Auges zulassen, dass sich Menschen, die in existenzieller Not vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen, dem Risiko des Ertrinkens aussetzen. Andere Zugangswege nach Europa müssen gefunden werden, damit nicht das Mittelmeer der Ort wird, an dem das christliche Abendland wirklich untergeht." Auch vor diesem Hintergrund setzen sich Marx, Bedford-Strohm und Metropolit Augoustinos für eine Weiterführung des Programms zur Flüchtlingsaufnahme aus Syrien und für ein neues Programm zur Flüchtlingsaufnahme aus dem Irak ein.
Stichwort: Interkulturelle Woche
Die Interkulturelle Woche ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie, die seit 1975 jedes Jahr Ende September stattfindet. In diesem Jahr steht die Interkulturelle Woche unter dem Leitwort "Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt"; eröffnet wird die Aktion am 27. September mit einem ökumenischen Gottesdienst in Mainz. Deutschlandweit sind während der Interkulturellen Woche mehr als 4.500 Veranstaltungen an über 500 Orten geplant. (stz)Äußerst kritisch bewerten die Kirchen die sogenannte Dublin-Verordnung, mit der die Verantwortung bei der Flüchtlingsaufnahme überwiegend bei den Staaten an den EU-Außengrenzen verbleibt. Es brauche "neue Ideen, die Zuständigkeit bei der Gewährung von Schutz europaweit zu regeln, statt Menschen hin und her zu schieben", so die drei Kirchenvertreter. Nach 40 Jahren seien die Interkulturelle Woche und ihre Anliegen heute "aktueller denn je".
Eröffnung am 27. September in Mainz
Eröffnet wird die diesjährige Interkulturelle Woche am 27. September in Mainz mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Leitung von Kardinal Marx, Bischof Bedford-Strohm und Metropolit Augoustinos. Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat seine Teilnahme an der Eröffnung zugesagt.
Das Gemeinsame Wort der Kirchen wird im Materialheft zur Interkulturellen Woche abgedruckt. Dieses bietet thematische und inhaltliche Unterstützung sowie Anregungen zur Planung der Woche vor Ort. Neben Analysen und Handlungsimpulsen zur Bekämpfung von Rassismus bildet die Situation von Flüchtlingen einen weiteren Schwerpunkt. Beispiele für Gottesdienste und zu geistlichen Themen in der Interkulturellen Woche sind ebenso im Heft enthalten wie Anregungen für Veranstaltungen. (stz)