Nach Rücktritt: Ex-EKD-Ratsvorsitzende Kurschus hat neuen Job
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus wird Pastorin und Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. Die 61-jährige Theologin beginnt ihre neue Tätigkeit am 1. April, wie das Diakonie-Unternehmen am Montag mitteilte. Kurschus war am 20. November als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurückgetreten. Sie war durch Vorwürfe mangelnder Transparenz im Umgang mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt an ihrem früheren Arbeitsort Siegen unter Druck geraten.
In Bethel soll Kurschus den Vorsitz der Ethik-Kommission übernehmen und damit "die ethische Positionierung Bethels in den kirchlichen und gesellschaftlichen Debatten vertreten", wie es hieß. Weitere Aufgaben seien die Leitung des Hauses der Stille – eines Einkehrhauses mit theologischer Bildungsarbeit – sowie seelsorglicher Dienst im Hospiz "Haus Zuversicht", das derzeit durch einen Neubau erweitert wird. Außerhalb Bethels werde die Theologin ihre vielfältige Vortrags- und Predigttätigkeit weiterführen. Dazu gibt es eine Vereinbarung mit der westfälischen Kirche – Kurschus bleibt Pfarrerin der Landeskirche und wird der Tätigkeit in Bethel gemäß dem Pfarrdienstgesetz "zugewiesen".
"In den großen kirchlichen Leitungsämtern oft gefehlt"
"In der neuen Aufgabe werde ich wieder den ursprünglichen pastoralen Dienst tun können, der mir in den großen kirchlichen Leitungsämtern oft gefehlt hat", erklärte Kurschus. Sie werde wieder viel unmittelbarer mit den Lebensgeschichten unterschiedlichster Menschen in Berührung sein: "Darauf freue ich mich."
Bethel-Chef Ulrich Pohl zeigte sich erfreut darüber, dass Kurschus den Dienst in Bethel übernimmt. "Wir sind voller Vertrauen, dass ihr langjähriges Wirken für die Menschen in Bethel auch über Bethel hinaus weiter Früchte tragen wird", sagte der Vorstandsvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen. Die frühere Präses und EKD-Ratsvorsitzende sei der Arbeit "schon lange sehr verbunden", hieß es. So habe sie ihren Predigtsitz in Bethel genommen und auch als EKD-Ratschefin regelmäßig Gottesdienste in der Betheler Zionsgemeinde gefeiert.
Bethel ist eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. Maßgeblich geprägt wurde die Einrichtung von Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910), der 1872 die Leitung übernahm. Er gab den Anstalten den biblischen Namen Bethel (Haus Gottes). (epd)