Ein Seelsorgeteam mit 30.000 Followern

"Frengels und Chef" halten Kirche auf Instagram lebendig

Veröffentlicht am 21.04.2024 um 00:01 Uhr – Von Raphael Schlimbach (KNA) – Lesedauer: 

Krefeld ‐ "Frengels und Chef" zeigen auf Instagram, dass Kirche nicht immer nur Skandal sein muss. Wer die beiden sind – und wie sie es mit katholischem Wohlfühl-Content auf knapp 30.000 Follower bringen.

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Manchmal muss auch ein Priester den Staubsauger benutzen und flucht dabei über die Hausarbeit. Oder man sieht ihn beim Einkaufsbummel im schwedischen Einrichtungshaus - denn auch Priester haben eine Wohnung. Neben Skandalen und Grundsatzdebatten ist Kirche ganz alltäglich. Und fröhlich. Das zeigen Gemeindereferentin Michelle Engel und Pfarrer David Grüntjens mit einem von Deutschlands erfolgreichsten katholischen Instagram-Accounts. Als "Frengels und Chef" zeigen sie auf dem Kanal der "Diokirche Krefeld" ihren fast 30.000 Followern, warum es bei ihnen nicht immer um die großen Glaubensfragen geht.

Als Grüntjens im Jahr 2019 zur Gemeinde Sankt Dionysius kam, wollte er die Öffentlichkeitsarbeit neu aufbauen. So kam es zum Instagram-Account. Aber wie stellt man dort eine Kirchengemeinde dar? "Ich habe immer gesagt, lass uns nicht zu churchy sein", erzählt Engel. "Auf dem klassischen Gemeindeprofil werden Bilder von Kirchen gepostet. Aber auch wenn eine Kirche besonders schön ist, braucht man bei den Posts einen Mehrwert. Ich habe mir zum Vergleich die evangelischen Kollegen angesehen. Die zeigen mehr Alltagsgeschichten." Als "Chef" dann eines Tages fluchend das Staubsaugen im Pfarrbüro übernahm, hielt sie die Kamera drauf und lud ein Video hoch. Und den Leuten gefiel das.

Spaß bei der Arbeit

Innerhalb weniger Jahre stieg ihre Followerzahl auf knapp 30.000 (Stand 19. April). Dabei zeigen "Frengels und Chef" eigentlich nur das Leben in der Gemeinde, beantworten Fragen zum Glauben oder geben Einblick in ihre Arbeit. Den Erfolg führen beide auf ihre Offenheit zurück. "Wir arbeiten mit unserer alltäglichen Dynamik und mit Humor", meint Engel.

Diese sind den beiden im Gespräch anzumerken. Etwa als es um den Namen des Profils geht, den der 38 Jahre alte Grüntjens irgendwann in "Diokirche Krefeld" geändert hat. "Da hatte ich noch Zugriff auf das Profil", sagt er. "Den hast du jetzt nur nicht mehr, weil du ein neues Handy hast", meint Engel. "Ja, aber Sie wollen auch nicht, dass ich noch drankomme", lacht ihr Chef. Am Ende einigen sich beide darauf, dass der Pfarrer bei der Beantwortung der vielen Follower-Nachrichten wahrscheinlich eh verrückt würde. Der ständige Wechsel zwischen "Du" und "Sie" und das Herumfrotzeln zeigen: Die beiden verstehen sich und sind mit Spaß bei der Arbeit.

Bild: ©picture alliance / empics

Innerhalb weniger Jahre stieg ihre Followerzahl auf knapp 30.000.

Dabei führt diese Dynamik auch zu Kritik. "Manche finden das gut. Andere kommentieren: Was ist das für ein sexistisches A..., wie geht der mit der Frau um", sagt Grüntjens. Engel glaubt, das liege daran, dass er sie manchmal einfach "Mädchen" nennt. "Aber ich sag' auch 'Junge', das stört keinen." Auch ihre Freundschaft sei Grund für Mutmaßungen, ob sie irgendwann miteinander durchbrennen. Die 30 Jahre alte Gemeindereferentin erzählt, ein Hochzeitsfotograf hätte für den Fall eines Falles seine Dienste kostenlos angeboten. Ihr Chef fügt an: "Als Priester ist man Gerüchte gewohnt. Da muss man der Fantasie der Leute freien Lauf lassen."

Am Ende interessiere sie nicht, wie viele Follower sie haben und wer sich in den Kommentarspalten über was aufregt. Die Hauptarbeit bestehe im Beantworten von Zuschriften. Dafür müsse man sich Zeit nehmen, denn es gehe um richtige Seelsorge per Smartphone. "Ich kann nicht ignorieren, wenn mir jemand schreibt, er hat eine Krebsdiagnose bekommen oder seine Tochter ist gerade gestorben", erzählt "Frengels". Für die Menschen da zu sein, das sei wichtig.

Für die Zukunft des Accounts wollen die beiden abwarten, was passiert. Grüntjens meint: "Wir sind ja jetzt auch ziellos, ohne Konzept." Wie lange der Account besteht, könne er nicht sagen. Aber das sei auch nicht wichtig. Alles habe seine Zeit. Am Ende interessiere ihn neben der Hilfe für die Menschen vor allem eins: "Alle klammern sich nur an ideologische und politische Fragen und meinen, darin liege das Heil der Kirche. Ganz im Ernst: Wo ist da die frohe Botschaft? Mein Ziel ist es zu zeigen: Kirche ist viel mehr."

Von Raphael Schlimbach (KNA)