Zollner: Neues Tool soll Ordensfrauen gegen Missbrauch unterstützen
Ein neues Programm des Anthropologie-Instituts an der römischen Gregoriana-Universität soll weltweit Ordensfrauen im Kampf gegen Missbrauch unterstützen. "Das Tool soll zeigen, welche Möglichkeiten und Notwendigkeiten es gibt, sich dagegen zu wehren, welche Institutionen es gibt, die helfen können und welche Schritte auch in einer Ordensgemeinschaft beziehungsweise in einer Lokalkirche unternommen werden müssen, damit Ordensfrauen sicher und in ihrer Würde respektiert leben und arbeiten können", sagte der Jesuit Hans Zollner in einem Interview mit dem "Domradio" (Donnerstag). Der Präventionsexperte ist Leiter des Instituts.
Bei dem Programm handelt es sich um ein sogenanntes "Blended Learning": Ein bestimmter Teil der Inhalte werde online angeboten, zudem finden vor Ort Präsenzveranstaltungen statt. Zur Verfügung gestellt wird es Institutionen und Gemeinschaften. Es gehe darum, sexualisierte Gewalt zu erkennen, zu melden und vorzubeugen. "Alle Beteiligten, die an solchen Programmen teilnehmen, werden auch unterstützt und unter Umständen auch begleitet, wenn sie auf persönlich schwierige Dinge stoßen sollten, oder wenn sie den Eindruck haben, dass sie mit jemandem reden wollen", so Zollner.
Ordensfrauen besonders gefährdet
Bei der Entwicklung des Programms habe man den Missbrauch in den Blick genommen, "den Ordensfrauen erleiden, und Missbrauch, den Ordensfrauen auch untereinander unter Umständen verüben“, erklärte Zollner. In der Vergangenheit und bis heute seien Ordensfrauen vielerorts wie Dienstmägde behandelt worden, gerade von Geistlichen. Nach wie vor seien sie in vielen Teilen der Welt besonders gefährdet – "im Bereich von Arbeit, Sexualität und geistlicher Machtausübung". Mit dem Programm soll Ordensfrauen zudem ein Instrument zur Verfügung gestellt werden, mit dem sie erkennen können, welche Formen von "Grooming" es gibt. Der Begriff meint die Anbahnung von Missbrauch.
Beim Erkennen und Bekämpfen von Missbrauch gegen Ordensfrauen gibt es laut Zollner nach wie vor viel Arbeit. Es gehe nicht nur darum, Aufmerksamkeit und Selbstbewusstsein zu schaffen, Missbrauch anzuzeigen, sondern auch, den Opfern eine Sicherheit zu gewähren, die es möglich macht, solche Verbrechen anzuzeigen, betonte der Jesuit. "Wir hoffen, dass das Programm auch dazu beiträgt, dass Frauen und alle verwundbaren, schutzbefohlenen Personen in allen Gegenden der Welt und in allen Institutionen sicher und respektiert leben können." (mal)