Weihbischof Schneider warnt vor möglicher Exkommunikation Viganòs
Der Weihbischof der kasachischen Erzdiözese St. Maria in Astana, Athanasius Schneider, hat vor einer vorschnellen Exkommunikation des früheren US-Nuntius und Erzbischofs Carlo Maria Viganò gewarnt. Viganòs öffentlicher Widerstand gegen Papst Franziskus sei zwar "respektlos und beleidigend", der Vatikan müsse sich eine Verurteilung aber gut überlegen. "Ich denke, der Papst wäre weise und umsichtig, wenn er Erzbischof Viganò nicht exkommunizieren würde", sagte Schneider am Montag in einem Interview mit dem amerikanischen Internetportal "Religion News Service". Einen Grund dafür sieht der als Papstkritiker bekannte kasachische Bischof darin, dass die Spaltung innerhalb der Kirche zunehmen könnte.
Trotz der kirchenrechtlichen Grundlage sei es deshalb "unklug", den Erzbischof zu verurteilen, weil "es heute so viele innere Spaltungen in der Kirche gibt", so Schneider weiter. Die Vertreter des Vatikans sollten ihre "Meinungsverschiedenheiten" mit Viganò unter vier Augen und nicht vor Gericht austragen. Dass es im Fall Viganò jedoch nicht nur um Meinungsverschiedenheiten geht, zeigt das Dekret des Glaubensdikasteriums, das der beschuldigte Ex-Nuntius am vergangenen Freitag auf der Plattform "X" (ehemals Twitter) veröffentlichte. Darin heißt es, dass gegen ihn auf dem Verwaltungsweg ein Strafverfahren eingeleitet worden sei. Gründe dafür seien unter anderem die Leugnung der Legitimität von Papst Franziskus und der Bruch der Gemeinschaft mit dem Papst sowie die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die kirchenrechtliche Strafe für das Verbrechen des Schismas ist die Exkommunikation. In besonders schweren Fällen können weitere Strafen bis hin zur Entlassung aus dem Klerikerstand verhängt werden.
Für den kasachischen Prälaten ist dies jedoch vorerst keine Option. Er selbst habe Viganò, der seit seiner öffentlichen Erklärung aus dem Jahr 2018 zurückgezogen lebe, gebeten, eine solche "respektlose Sprache" gegenüber dem Pontifex zu vermeiden. Diese sei "für niemanden erbaulich oder hilfreich", so Schneider abschließend. Weihbischof Schneider gehört zu jenen Stimmen, die die von Papst Franziskus vorgenommenen Einschränkungen der vorkonziliaren Liturgie nach dem Römischen Messbuch von 1962, der so genannten Alten Messe, ebenso kritisieren wie die Entscheidung, den Kommunionempfang von geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken zu erleichtern. Auch die vom Papst approbierte Segenserklärung "Fiducia Supplicans", die Geistlichen unter bestimmten Umständen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt, lehnte Schneider ab. (mtr)