Vatikan lässt traditionalistische Seminaristen nicht weihen
Rom blockiert anscheinend die Weihe von Seminaristen einer traditionalistischen Gemeinschaft, weil nicht sichergestellt ist, dass sie nach ihrer Weihe erlaubt die vorkonziliare Liturgie feiern dürfen. Am Wochenende teilte der Obere der Missionare der göttlichen Nächstenliebe mit, dass fünf Seminaristen seit über einem Jahr auf ihre Diakonenweihe warten. Einer von ihnen wartet sogar schon über zwei Jahre. Die Organisation ist eine Gemeinschaft in der französischen Diözese Fréjus-Toulon, wo die Weihen aller angehenden Kleriker zeitweise ausgesetzt waren. Laut dem Generaloberen Jean-Raphaël Dubrule hängt die Verzögerung aber nicht mit der allgemeinen Situation in dem Bistum zusammen, die sich seit der Ernennung des Koadjutorbischofs François Touvet, der für die Klerikerausbildung zuständig ist, normalisiert hat. Stattdessen sei die in den Statuten der Gemeinschaft vorgesehene Feier der Liturgie nach den 1962 geltenden Büchern das Problem.
Nach vielen Gesprächen mit den zuständigen Vatikan-Behörden, die von Bischof Touvet geführt worden seien, habe sich herausgestellt, dass die Situation nicht nur wegen des Ordinationsritus besteht, sondern auch wegen der Möglichkeit für zukünftige Priester, die vorkonziliare Liturgie feiern zu können. "Die römischen Behörden haben keine Gewissheit über diese Möglichkeit, und so könnte es sein, dass Kandidaten geweiht werden, ohne dass sie anschließend nach dem alten Ritus zelebrieren dürfen. Sie könnten dann ihr Amt nicht mehr im Rahmen der Gemeinde und in Übereinstimmung mit den Statuten ausüben", heißt es in der Erklärung Dubrules.
Sorge um mögliche weitere Verschärfung durch Rom
Die "Société des missionnaires de la miséricorde divine" wurde 2005 in Toulon gegründet. Nach Angaben des Bistums gehören heute zu ihr 22 Mitglieder, darunter sieben Priester, ein Diakon, zwei Brüder und 12 Seminaristen. Ihr Ziel ist die Verwirklichung ihrer drei Charismen: der Barmherzigkeit, der Feier der Messe in der vorkonziliaren Form sowie die Mission besonders unter Muslimen. Die Gemeinschaft ist diözesanen Rechts und damit dem Diözesanbischof unterstellt. Das Motu Proprio "Traditionis custodes" (2021) sieht vor, dass Priester, die nach seiner Veröffentlichung geweiht werden und die nach dem Missale Romanum von 1962 zelebrieren wollen, eine formale Anfrage an den Diözesanbischof richten müssen. Dieser muss den Vatikan konsultieren, bevor er die Genehmigung erteilt.
Seit einigen Tagen gibt es in traditionalistischen Kreisen die Befürchtung, dass der Vatikan die Feier der Liturgie nach den 1962 geltenden Büchern noch weiter einschränken will, als es Papst Franziskus und das Gottesdienstdikasterium in den vergangenen Jahren ohnehin bereits getan haben. Befeuert wurden die Gerüchte, nachdem der Papst am Montag den Prior des "Instituts Christ König" Gilles Wach in einer Audienz empfangen hat. Das international tätige Institut feiert die Liturgie in ihrer vorkonziliaren Form. Über die Themen des Gesprächs ist nichts bekannt geworden. Die Gemeinschaften, die gemäß ihren Statuten die Alte Messe feiern, sind formal nicht von den 2021 erlassenen Vorschriften befreit. Papst Franziskus gewährte aber 2022 der Petrusbruderschaft per Dekret die Erlaubnis, die vorkonziliare Liturgie nicht nur für die Eucharistiefeier, sondern für alle Sakramente zu verwenden. Entsprechende Dekrete für andere Gemeinschaften wurden nicht bekannt. (fxn)