Neues Schreiben knüpft an Aufruf von 1971 an

Appell britischer Promis: Einschränkung von Alter Messe überdenken

Veröffentlicht am 03.07.2024 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Bereits 1971 hatten bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Medien einen Appell an den Vatikan gerichtet, die Alte Messe nicht zu streichen – darunter Agatha Christie. Nun wurde ein neuer Brief mit der gleichen Bitte veröffentlicht.

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Prominente britische Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Medien fordern Papst Franziskus auf, die vorkonziliare Liturgie nach dem Messbuch von 1962 nicht weiter einzuschränken. Das geht aus einem am Dienstag in der Londoner Times veröffentlichten Schreiben hervor. "Wir bitten den Heiligen Stuhl inständig, jede weitere Einschränkung des Zugangs zu diesem großartigen spirituellen und kulturellen Erbe zu überdenken", heißt es in dem Brief, der unter anderem von dem Komponisten Andrew Lloyd Webber, dem "Downtown Abbey"-Schöpfer Julian Fellowes, dem Historiker Tom Holland und Princess Michael von Kent, einem Mitglied der britischen Königsfamilie, unterzeichnet wurde. 

Der Brief knüpft an einen Aufruf von Schriftstellern und Künstlern aus dem Jahr 1971 an, der in der Londoner Times veröffentlicht wurde. Zu den Unterzeichnern gehörten die Krimiautorin Agatha Christie, der Schriftsteller Graham Greene und der Musiker Yehudi Menuhin. Man war schon damals besorgt über mögliche Einschränkungen und Verbote der Messe in ihrer vorkonziliaren Form. Der Appell von 1971 erreichte das damalige Kirchenoberhaupt Papst Paul VI., der daraufhin ein Dokument unterzeichnete, das heute als "Agatha Christie Indult" bekannt ist. Darin wurde den Bischöfen von England und Wales erlaubt, zu besonderen Anlässen die vorkonziliare Liturgie zu feiern. 

Reaktion auf Gerüchte

Der neue Brief in der Londoner Times vom 3. Juli zitiert den Appell von 1971, in dem es heißt, die traditionelle lateinische Messe sei Teil der "universellen Kultur", da sie "eine Vielzahl von unschätzbaren Errungenschaften in der Kunst inspiriert hat", darunter Werke von Dichtern, Musikern, Philosophen und Malern. Der Brief greift die Gerüchte der letzten Wochen um eine weitere Einschränkung auf und bezeichnete sie als "schmerzlich und verwirrend". Seit einigen Wochen kursieren in traditionalistischen Kreisen und Blogs Gerüchte, der Vatikan wolle die Feier der Alten Messe weiter einschränken. Diese Spekulationen wurden verstärkt, nachdem Papst Franziskus den Prior des "Instituts Christ König", Gilles Wach, in Audienz empfangen hatte. Das Institut feiert die Liturgie in der vorkonziliaren Form. Über den Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Das Institut teilte später mit, der Papst habe es aufgefordert, an ihrem Charisma festzuhalten.  

Zwar berichteten einige Medien unter Berufung auf Kurienvertreter, dass es einen solchen Entwurf gebe. Die französische Tageszeitung "La Croix" dementierte dies jedoch unter Berufung auf hochrangige Vatikanvertreter, die betonten, dass ein solches Dokument nicht existiere und die Gerüchte höchstwahrscheinlich auf Fehlinterpretationen römischer Entscheidungen zurückzuführen seien. Mit dem Motu Proprio "Traditionis custodes" von 2021 hat Papst Franziskus eine Einschränkung der Alten Messe vorgenommen. Priester, die nach dessen Veröffentlichung geweiht werden und nach dem Missale Romanum von 1962 zelebrieren wollen, müssen einen Antrag an den Diözesanbischof stellen. Dieser muss vor Erteilung der Erlaubnis den Vatikan konsultieren. Seit der Einschränkung der Feier der Alten Messe kommt es immer wieder zu Problemen bei der Umsetzung von "Traditionis custodes", vor allem in den USA und Frankreich. (mtr)