Einfachere Regeln sorgen für Entscheidungsflut zu Wundern

Fernández kündigt weitere Entscheidungen zu Marienerscheinungen an

Veröffentlicht am 17.07.2024 um 11:09 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Madrid ‐ Seit es die neuen Regeln gibt, veröffentlicht das Glaubensdikasterium in schneller Folge Entscheidungen zu mutmaßlichen Marienerscheinungen. Das wird auch so bleiben, verrät der Glaubenspräfekt nun – der Papst wird aber wohl nicht eingreifen.

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Die Reihe an Entscheidungen des Glaubensdikasteriums zu mutmaßlichen Marienerscheinungen und Wundern wird nicht abreißen. Schon in den nächsten Tagen würden weitere Bewertungen angeblich übernatürlicher Phänomene veröffentlicht, sagte Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández in einem Interview mit der spanischen Kirchenzeitung "Alfa y Omega" am Mittwoch. Einige weitere seien im Lauf der nächsten Monate zu erwarten, es gebe aber auch Fälle, die noch eine längere Bewertung erfordern. Um welche Fälle es konkret geht, sagte der Kardinal nicht. Insbesondere eine Entscheidung zu den angeblichen Marienerscheinungen in Međugorje in Bosnien und Herzegowina steht noch aus.

Die Menge an Entscheidungen begründete Fernández mit den neuen Regeln zur Bewertung von mutmaßlich übernatürlichen Phänomenen, die seit Mitte Mai gelten. "Einige Fälle waren quasi eingefroren, weil man eine Bestätigung eines übernatürlichen oder göttlichen Ursprung erwartete." Gemäß den neuen Bestimmungen wird nicht mehr der übernatürliche Ursprung eines Phänomens bestätigt, sondern lediglich die Zulässigkeit und die Bedingungen für die Verehrung festgelegt.

Bestätigung von Übernatürlichkeit durch den Papst für Kardinal unnötig

Der Kardinal erläuterte außerdem noch einmal die Kriterien für die Bewertung. Ausschlaggebend seien "die geistlichen und pastoralen Früchte sowie das Fehlen von kritischen Elementen, die sich negativ auf das Volk Gottes auswirken könnten". Im Fall von Botschaften werde der Inhalt sorgfältig analysiert, um das Gute und den "Widerschein des Evangeliums" darin hervorzuheben. "Und wenn einige Botschaften – auch wenn sie nicht gegen den Glauben und die Moral verstoßen – Verwirrung stiften könnten, werden zusammen mit den Botschaften Klarstellungen zur Veröffentlichung angeboten." Obwohl die neuen Regelungen keine Bestätigung eines übernatürlichen Ursprungs mehr vorsehen, könnte der Papst weiterhin entsprechende Urteile fällen. "Das scheint mir jedoch nicht notwendig zu sein, denn es ist seit langem klar, dass nicht einmal eine Erklärung der Übernatürlichkeit die Gläubigen dazu verpflichtet, solche Phänomene als göttlichen Ursprung anzunehmen", betonte Fernández.

In den vergangenen Wochen hat das Glaubensdikasterium vier Entscheidungen zu Marienerscheinungen veröffentlicht. Am Mittwoch erteilte es der Verehrung der "Madonna dello Scoglio" in Kalabrien das "Nihil obstat". In der vergangenen Woche informierte das Dikasterium über eine bereits durch Papst Paul VI. getroffene Entscheidung, dass die angebliche Erscheinung der "Frau aller Völker" in Amsterdam nicht als übernatürlichen Ursprungs anerkannt wird. Die erste Entscheidung nach den neuen Normen wurde Ende Juni veröffentlicht. Dabei wurde eine angebliche Marienerscheinungen in der Gemeinde Trevignano nahe Rom als eindeutig nicht übernatürlichen Ursprungs erklärt. Anfang der vergangenen Woche veröffentlichte das Dikasterium eine positive Bewertung der Erscheinung der "Maria Rosa Mistica", auf deren Grundlage nun der zuständige Bischof von Brescia die nächsten Schritte zur Anerkennung gehen kann. (fxn)