Olympische Entgleisung: Ein Rat an den IOC-Präsidenten
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Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, hat beim südkoreanischen Präsidenten angerufen und sich in einem zehnminütigen Telefonat "aufrichtig und von Herzen" dafür entschuldigt, dass bei der Eröffnungsfeier in Paris die koreanische Delegation versehentlich als Demokratische Volksrepublik Korea vorgestellt wurde, die Bezeichnung des mit dem Süden ziemlich verfeindeten Nordkorea. Dieser Anruf ist aus zwei Gründen eine gute Nachricht: weil man somit weiß, dass sich das IOC und sein Präsident für die Eröffnungsfeier verantwortlich fühlen, und weil man dort offenbar bereit ist, sich zu entschuldigen, wenn etwas schief geht.
Das weckt Hoffnung, denn es steht ja noch ein zweites Telefonat an, mit dem Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz. Denn da fehlt bislang noch eine Entschuldigung für die geschmacklose Persiflage des Letzten Abendmahles durch eine Gruppe von Drag Queens bei der Eröffnungsfeier. Der Hinweis auf Meinungsfreiheit, mit der sich der künstlerische Direktor aus der peinlichen Schlinge ziehen wollte, ist ja selber peinlich.
In dieser Kolumne und auf dieser Webseite sind im Allgemeinen keine empörungsbereiten Kulturkrieger zu Hause, und ich strebe auch kein Berufsverbot für Drag Queens an. Aber wer meint, dass die Herabwürdigung eines zentralen Glaubensinhalts der größten Weltreligion ein passendes Element für ein globales Fest der Völkerverständigung ist, hat ein paar wichtige Dinge nicht verstanden.
Thomas Bach, der IOC-Präsident, hat übrigens einen Ehrendoktor der Katholischen Universität Murcia in Spanien, und einen richtigen Doktor "utriusque iuris", das heißt wörtlich "beider Rechte", also des weltlichen und des kirchlichen Rechts. Er ist mit der Materie also hinreichend vertraut und wird bei seinem Anruf sicher die richtigen Worte treffen.
Der Autor
Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.