Nachfolgerin von Mutter Teresa tot
2009 wurde sie von der aus Deutschland stammenden Mary Prema Pierick abgelöst. Der Orden gab laut indischen Medienberichten an, Schwester Nirmala habe sich in den vergangenen Tagen unwohl gefühlt; ihr Zustand habe sich zusehends verschlechtert. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur soll die Beerdigung am Mittwoch sein.
Indiens Premier Modi kondolierte
Indiens Premierminister Narendra Modi würdigte in einer ersten Reaktion den Einsatz Schwester Nirmalas für Arme und Benachteiligte. "Möge ihre Seele in Frieden ruhen", schrieb Modi auf Twitter. Die Regierungschefin des Bundesstaates Westbengalen, Mamata Banerjee, äußerte sich über den gleichen Kanal: "Kolkata und die Welt werden sie vermissen."
Nirmala Joshi wurde 1934 als Tochter nepalesischer Eltern im nordostindischen Ranchi im damaligen Britisch-Indien geboren. Ihr Vater diente als Offizier in der britischen Armee. Obwohl Angehörige der höchsten indischen Kaste, der Brahmanen, besuchte sie eine katholische Missionarsschule in Patna. Unter dem Eindruck der Teilung des indischen Subkontinents, der mit Hunderttausenden Toten unter Muslimen und Hindus einherging, näherte sie sich dem katholischen Glauben an.
Mit 24 Jahren getauft, siedelte sie nach Kalkutta über und trat den Missionarinnen der Nächstenliebe bei. Mutter Teresa beauftragte sie mit dem Studium von Jura und Politologie, um sie für höhere Ordensaufgaben vorzubereiten. Als sie, bereits als Ordensobere, gefragt wurde, wie sie zu Mutter Teresa stehe, sagte sie: "Ich bin ihr Kind. Ich werde nicht versuchen, sie zu ersetzen."
Sanft und bescheiden
Im März 1997, ein halbes Jahr vor dem Tod Mutter Teresas, wurde Nirmala Joshi als Nachfolgerin in der Ordensleitung bestimmt. 2009 verzichtete sie aus gesundheitlichen Gründen auf eine dritte Amtszeit und gab die Leitung an die aus Deutschland stammende Mary Prema Pierick weiter.
Die als sanfte und bescheiden geltende Nirmala gehörte zu den Vertrauten von Mutter Teresa. Sie baute Heime des Ordens in Panama, Kathmandu und New York auf und begleitete die Gründerin bei Auslandsreisen. (dpa/KNA)
Hintergrund: Missionarinnen der Nächstenliebe
Die Gemeinschaft "Missionarinnen der Nächstenliebe" ist eine der erfolgreichsten Ordensgründungen des 20. Jahrhunderts. Die von Agnes Bojaxhiu (Mutter Teresa von Kalkutta, 1910-1997) Ende der 1940er Jahre in Indien gegründete Gemeinschaft erhielt 1950 vom Vatikan als Einrichtung diözesanen Rechts die offizielle Anerkennung. Ordenstracht ist der weiße Sari mit dem blauen Band.
Der Gemeinschaft, die weltweit in mehr als 130 Ländern vertreten ist, zählt nach Vatikanangaben rund 5.300 Schwestern in weltweit 762 Häusern. Etwas mehr als 400 Mitglieder hat der männliche Zweig. Auch nach dem Tod der Ordensgründerin 1997 verzeichnet der Orden weiteren Zuwachs, allerdings auf niedrigerem Niveau. Geleitet wird er seit 2009 von der aus Deutschland stammenden Mary Prema Pierick (62).
Ihre Hauptaufgabe sehen die Schwestern Mutter Teresas in der Hilfe für Kranke, Arme und Obdachlose. In Sterbehäusern werden Todkranke gepflegt, in Schulen und Waisenhäusern Kinder betreut. Neben den drei klassischen Gelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams verpflichten sich die Schwestern auch zum Dienst an den Ärmsten der Armen. 1976 wurde in New York ein kontemplativer Zweig der Missionarinnen der Nächstenliebe gegründet; dessen Hauptaufgabe ist das Gebet.
1979 errichteten Schwestern Mutter Teresas die erste deutsche Niederlassung in Essen. Weitere Häuser entstanden in Berlin- Kreuzberg, Chemnitz, Mannheim, Hamburg, München und Frankfurt am Main. Die Gründerin Mutter Teresa soll 2016 heiliggesprochen werden. (KNA)